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AWI Team erreicht Nordpol

Arktis

Monatelange nordwärts gerichtete Eisdrift hat das Eis in der zentralen Arktis so stark zusammengeschoben, wie schon lange nicht mehr. Das Packeis ist sehr stark zusammengepresst und es bleiben quasi keine offenen Wasserflächen zwischen den dicken Schollen.

Es ist fast schon eine kleine Überraschung, aber dieses Jahr hatte der schwedische Eisbrecher Oden aufgrund der Eissituation durchaus Schwierigkeiten zum Nordpol vorzudringen. Monatelange nordwärts gerichtete Eisdrift hat das Eis in der zentralen Arktis so stark zusammengeschoben, wie schon lange nicht mehr. Die Meereisausdehnung in diesem Jahr ist, wie schon in den letzten Jahren, wieder sehr niedrig und Oden erreichte die Eiskante erst bei einer nördlichen Breite von 82 °N. Das Packeis selbst ist jedoch zumeist sehr stark zusammengepresst und es bleiben quasi keine offenen Wasserflächen zwischen den dicken Schollen. Das bedeutet harte Arbeit für den größten schwedischen Eisbrecher. Mehrmals sah es so aus, als müsste die Expedition ihr Ziel aufgeben und bereits weiter südlich die wissenschaftlichen Arbeiten beginnen. Erst zweihundert Kilometer vor dem Pol entspannte sich die Eissituation etwas, als Oden vermehrt auf jüngeres, einjähriges Eis traf (siehe Abbildung 1). Zusätzlich erleichterten die Spuren durch das Packeis eines russischen Atomeisbrechers die letzten Tage bis zum Pol. Erst vier Seemeilen vor dem Pol war endgültig Schluss (siehe Abbildung 2). Dort traf die Oden auf eine viele Kilometer große, sehr dicke Scholle, die genau über dem geografischen Nordpol lag. Beim feierlichen Empfang auf der Brücke berichtete der Kapitän, dass er solch schwierige Eisbedingungen in den letzten fünfzehn Jahren nicht mehr erlebt hatte. Eine kleine Verschnaufpause für das schmelzende arktische Meereis (Abbildung 3 und 4). An Bord beobachtet ein Team der AWI Meereisphysik zusammen mit internationalen Kollegen die Meereissituation genau. Ziel der Expedition unter schwedischer und amerikanischer Führung ist es, das Schiff in der Nähe des Nordpols für einen Monat als Driftstation zu nutzen. Der Hauptfokus liegt hierbei diesmal auf der Erforschung der polaren Atmosphäre. Um die empfindlichen Messgeräte zur Messung von Wolken- und Aerosoleigenschaften nicht zu stören, wird Oden an einer Scholle festmachen und die Hauptmaschinen abstellen. Mindestens für einen Monat soll diese Scholle zur Heimat der Forscher werden. „Wettermasten werden aufgestellt, zahlreiche Wetterballons steigen in den Himmel, die offenen Wasserflächen werden im Detail untersucht. Alles, um den Ursachen für die in der Arktis so häufigen Nebelwolken genau auf den Zahn zu fühlen“, erklärt Dr. Christian Katlein, Meereisphysiker des AWI den Arbeitsplan der kommenden Wochen. Das AWI Team unter Leitung von Dr. Mario Hoppmann trägt in dieser Kooperation vor allem die Untersuchung der Eigenschaften des Meereises, sowie des oberen Ozeans bei. „Ein Hauptziel des Teams ist der Aufbau von automatischen Messstationen, die neben Lufttemperatur und Luftdruck vor allem Informationen über die Schnee- und Eisdicke per Satellit nach Hause senden. Auch neuentwickelte Prototypen zur Untersuchung der Strahlungsbilanz der Eisdecke und der Entwicklung des Ökosystems im Eis werden ausgebracht“, ergänzt Mario Hoppmann. Bereits auf dem Weg zum Nordpol hat das Team zahlreiche Bojen für das internationale arktische Bojenprogramm (IABP) und das Year of Polar Prediction (YOPP) ausgebracht. Da an Bord des vollgepackten Schiffes kein ozeanografisches Forschungsteam dabei ist, wurden zusätzlich mithilfe von einfachen XCTD Sonden (eXpendable Conductivity Temperature Depth) die Temperatur und der Salzgehalt in den oberen eintausend Metern des Ozeans vermessen, um die langjährigen Datenreihen polarer Ozeanografie fortzuführen (siehe Abbildung 5).

Sobald die Driftstation errichtet ist, wird das Team damit beginnen, das Eis auch mithilfe eines ferngesteuerten Tauchroboters (ROV) zu untersuchen. Hierbei soll vor allem die saisonale Veränderung des durch das Eis hindurchdringenden Lichtes während des Wiedergefrierens im nun beginnenden Spätsommer beobachtet werden. Zu diesem Zweck wird eine Versuchsfläche regelmäßig erneut mit Lichtsensoren untersucht und die Geometrie des Eises mit verschiedenen Sonar- und Lasersystemen zentimetergenau vermessen. Zusätzlich werden Strömungen, Turbulenz und Biomasseverteilung in den oberen Wasserschichten genau untersucht, um Hinweise auf die Entstehung von Luftblasen und Aerosolen zu finden. „Wir sind sehr gespannt zu sehen, wie sich die dichte Eissituation in dieser Region auf die Eisdicke und die im Eis lebenden Algen ausgewirkt hat“ berichtet Meereisphysiker Christian Katlein von Bord des Eisbrechers. 

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Gruppenfoto der Oden Expedition.

Gruppenfoto der Oden Expedition (Lars Lehnert).