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Dr. Christian Katlein

Schon vor seiner Tätigkeit am AWI zog es Christian als Touristen-Guide in die eindrucksvolle Natur von Spitzbergen. Zu dieser Zeit war er noch ein Student der Astro- und Geophysik an der Uni Tübingen, bevor ihn im Jahr 2011 ein Auslandssemester in Spitzbergen und einige glückliche Zufälle dazu verhalfen, seine Diplomarbeit am AWI schreiben zu können. Diese stellte er dann auf seiner ersten Expedition mit der FS Polarstern über den Sommer hinweg fertig und kam so zu seiner Spezialisierung auf das Thema Meereis. Nach drei Jahren Doktorarbeit, Post-Doc Tätigkeit am AWI und 8 Monaten Forschungsaustausch in Kanada ist er rechtzeitig zur MOSAiC-Expedition zurückgekehrt.

Seine Forschungsgebiete sind hauptsächlich die optischen Eigenschaften von Meereis, wie die Lichtdurchlässigkeit. Daher sind seine Erkenntnisse besonders für die Meeresbiologie von großer Bedeutung, um das Wachstum von Kleinstlebewesen zu analysieren oder den Einfluss von Mikroplastik auf das Ökosystem zu untersuchen. Zu diesem Zweck befasst er sich auch viel mit der Entwicklung von Messtechnologien wie Tauchrobotern (ROV-Remotely Operated Vehicles) oder autonomen Bojen. Um diese ständig zu verbessern, bringt er diverse Komponenten gerne eigenhändig an, wobei seine Vergangenheit als Lichttechniker in der Theater-AG seiner Schule einen unerwarteten Vorteil darstellt.

Sein Engagement für Meereis geht dabei nicht selten über seinen Berufsalltag hinaus, denn er ist nicht nur als Experte auf Konferenzen und weiterhin als Touristen-Guide in der Arktis aktiv. Auch an Schulen hält er Vorträge und auf seinem Youtube-Kanal „Sea Ice Stories“ (https://www.youtube.com/channel/UC8EP9eISDO8IHYrKfXuLizg) vermittelt er mit beeindruckenden oder auch witzigen Videos auf unterhaltsame Weise sein Wissen. Ebenso verfolgt er Wege, in der Meeresforschung kostengünstige Materialien einzusetzen und technische Entwicklungen als Open Source Hardware öffentlich zugänglich zu machen.

Was war die erste Expedition, an der du teilgenommen hast?

2011 sind wir mit FS Polarstern zum Nordpol gefahren und haben da die ersten ROV Messungen unter dem Eis durchgeführt, die das AWI gemacht hat. Über diese Messungen habe ich dann auch meine Diplomarbeit geschrieben. Anfangs hatten wir alle noch wenig Ahnung und haben einfach einen Tauchroboter gemietet. Nach ein paar Jahre wussten wir dann, was wir brauchen, und haben durch das FRAM Projekt 2016 (https://www.awi.de/expedition/observatorien/ozean-fram.html) unseren eigenen Tauchroboter anschaffen können. FRAM (Frontiers in Arctic Marine Monitoring) steht für ein Infrastrukturprojekt, das Langzeit-Observatorien in der Arktis aufbaut. Da war ich dann auch explizit dafür zuständig, die Entwicklung dieses Tauchroboters voranzutreiben.


Was waren die gravierendsten Erkenntnisse deiner Forscherlaufbahn bisher?

In meiner Doktorarbeit habe ich festgestellt, dass die Lichtstreuung im Meereis anders funktioniert, als es die meisten Modelle annehmen. Vereinfacht gesagt, macht es einen Unterschied, ob man durch das Meereis von oben nach unten oder von rechts nach links durchguckt. Diese unterschiedlichen optischen Eigenschaften hängen mit der Struktur des Eises zusammen. Früher hat man daher angenommen, dass das Lichtfeld unter dem Eis isotrop (richtungsunabhängig) ist, also dass das Licht aus jeder Richtung gleich stark einfällt. Aber durch die Besonderheiten der Lichtstreuung im Meereis ist das eben nicht so, und wenn man Isotropie annimmt, kann dies in Berechnungen und Modellen zu Fehlern führen.


Welchen Beitrag leistest du bei meereisportal.de und wen möchtest du besonders mit deiner Forschung ansprechen?

Ich habe viel mit Bojendaten zu tun und schreibe dafür auch immer wieder Software. Bei meereisportal.de helfe ich unter anderem dabei, diese Daten im Datenportal live zu stellen. Das stellt auch für mich und andere Leute in meiner Arbeitsgruppe eine Arbeitserleichterung dar, weil man dadurch ziemlich schnell auf diese Bojendaten zugreifen kann. Ich habe die Funktion aber auch schon genutzt, wenn ich in Schulen einen Vortrag gehalten habe und dann auf meereisportal.de nachgesehen habe, wie die Meereistemperatur am vorherigen Tag in der Arktis war. Das ist schon etwas Schönes, in Echtzeit die Informationen aus der Arktis zu bekommen und ich finde es wichtig, dass jeder, der an diesen Informationen interessiert ist, auch die Möglichkeit hat, darauf zuzugreifen.


Mein persönlicher Held ist…

Das ist Finn Malmgren. Er war ein schwedischer Meteorologe und ein absoluter Begründer der Meereisphysik. Ich finde es faszinierend, dass er für seine Doktorarbeit nonstop drei Jahre in der Arktis überwintert hat.

Portraitbild von Dr. Christian Katlein

Dr. Christian Katlein

Meereisphysiker
Wissenschaftlicher Mitarbeiter
AWI