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Sea Ice Outlook Nach-Saison-Zwischenbericht 2020

Meereisvorhersage Meereismodelle

Übersetzung des Nach-Saison-Zwischenberichts der internationalen Vergleichsstudie „Sea Ice Prediction Network“

Zusammenfassung

Die Arktis hat das Ende der Sommersaison 2020 erreicht. Die Meereisausdehnung im September Mittel basierend auf dem Sea Ice Index (SII) des National Snow and Ice Data Center (NSIDC) betrug 3,92 Millionen km². Dies ist die zweitniedrigste Ausdehnung seit Beginn der Satellitenaufzeichnung (die passive Mikrowellen-Satellitenaufzeichnung begann 1979) und ist gleichzeitig niedriger als der Mittelwert aller September 2020 Vorhersagen drei Monate der Vorhersagen (Ende Mai, Ende Juni und Ende Juli). Die mittleren Vorhersagen für Juni, Juli und August betrugen 4,33, 4,36 und 4.30 Millionen km2. Die Beobachtung lag auch außerhalb des Interquartils der drei Vorhersagen, welche von 4.06 bis 4,6 Millionen km2 reichten.

Dieser Zwischenbericht ist als eine kurze Information nach der Saison gedacht. Er fasst zusammen, wie sich die Aussichten im Vergleich zum beobachteten monatlichen Mittelwert im September entwickelten. Ein vollständiger Nach-Saison-Bericht, der im Februar 2021 veröffentlicht werden soll, wird eine eingehende Analyse der Faktoren enthalten, die das Meereis im vergangenen Sommer beeinflusst haben u.a. weitere Diskussionen über die Vorhersagen, Kommentare zu regionalen Beobachtungen, vorhergesagte räumliche Felder, Beiträge zur Antarktis und eine Zusammenfassung der Experimente zur Vorhersage der arktischen Meereisdrift.

Dieser Zwischenbericht zur Meereisvorhersage wurde von Hauptautor Walt Meier, NSIDC (Überblick und Diskussion der aktuellen Bedingungen), Uma Bhatt, Geophysical Institute, University of Alaska Fairbanks (UAF) und John Walsh, International Arctic Research Center (IARC), UAF, erstellt; mit Beitraegen von Rick Thoman, Alaska Center for Climate Assessment and Policy, IARC, UAF (Diskussion der aktuellen Bedingungen); Molly Hardman, NSIDC (Statistiken und Grafiken); Betsy Turner-Bogren, Helen Wiggins, und Stacey Stoudt, ARCUS (Koordination und Redaktion des Berichts); und der Rest des SIPN2-Führungsteams.

Zwischenbericht

Die Mediane der SIO-Beiträge für Juni, Juli und August betrugen 4,33, 4,36 und 4,30 Millionen km2. Keiner der monatlichen Beiträge lag in Bezug auf die Mediane besonders nahe an der beobachteten Meereisausdehnung und zwischen den drei Beiträgen schwankte der Median kaum. Die Vorhersagen für August, die der beobachteten Eisausdehnung am nächsten kamen, stammten von NSIDC (Meier) und dem McGill-Team (siehe Abbildung 1 und SIO-August-Bericht 2020). Bei den ersten Einreichungen Ende Mai/Anfang Juni (siehe SIO-Juni-Bericht 2020) lagen Simmons und Charles, CPOM und das Climate Prediction Center den Beobachtungen am nächsten. Für den Juli (siehe SIO-Juli-Bericht 2020) waren die Vorhersagen des McGill-Teams, UTokyo (Kimura et al.) und ANSO IAP-LASG am nächsten an der Beobachtung.

Insgesamt schwankte der Interquartilsbereich (IQR) der Vorhersagen über die drei Vorhersagen nicht sehr stark (von 4,06 bis 4,6 Millionen km², Abbildung 2). Die vom NSIDC im September beobachtete Eisausdehnung lag während des gesamten Prognosezeitraums außerhalb des IQR der Vorhersagen -  ein kürzerer Vorhersagezeitraum war also dieses Jahr nicht hilfreich. Ein Teil der Ursache hierfür könnte der variable Eisverlust mit abwechselnden Perioden von schnellem und relativ langsamen Eisverlust in diesem Sommer sein. Mit anderen Worten, das Fehlen eines eindeutigen Trends bei den Eisverlustraten machte es für die Vorhersagen schwierig, ihre Prognosen von Vorhersagemonat zu Vorhersagemonat anzupassen. Dies ist das erste Jahr seit 2017, in dem die im September beobachtete Eisausdehnung außerhalb des Juli-IQR aller SIO-Beiträge lag (Abbildung 3), und das erste Mal seit 2014, in dem es erheblich (> 100.000 km2) außerhalb des IQR lag.

Bedingungen im Sommer

Die Schmelzsaison 2020 des arktischen Meereises war von extremen Bedingungen geprägt. Die saisonalen 2-Meter-Lufttemperaturen (Lufttemperatur in 2 Metern Höhe über der Oberfläche) über Eurasien, Grönland und der nördlichen kanadischen Arktis von Juni bis August lagen weit über der Norm (Abbildung 5). Über der Tschuktschen-, Barents- und Karasee herrschten Temperaturen von über 2 Grad über dem Normalwert. Es gab positive Anomalien auf der atlantischen Seite des Arktischen Ozeans und schwache oder negative Anomalien auf der pazifischen Seite der Arktis. Die frühe Schmelzperiode von Mai bis Juni war warm, insbesondere über dem sibirischen Sektor, wo die Oberflächenlufttemperaturen in Werchowjansk, Sibirien, 38˚C (100˚F) erreichten - die wärmste jemals aufgezeichnete Temperatur nördlich des Polarkreises. Diese extreme Wärme und ablandige Winde öffneten die Laptewsee besonders früh, was bereits im Juni zu rekordverdächtig niedrigen Eisausdehnungen in dieser Region führte. Insgesamt waren die 2-Meter-Temperaturen in der Arktis (nördlich des 70. Breitengrades) den ganzen Sommer über extrem warm. Auf der Grundlage von NCEP/NCAR-Reanalysedaten, (erstellt von Zach Labe (Colorado State University)), waren Mai, Juli und August 2020 die wärmsten seit 1979; Juni und September 2020 lagen auf dem 2. und 3. Platz. Insgesamt ist 2020 für die Monate Mai- bis September der wärmste arktische Sommer seit mindestens 1979. Die Region mit den wärmsten Temperaturen variierte während des Sommers. Im Mai herrschten besonders warme Temperaturen über Zentralsibirien und der Beaufortsee. Der Juni war durch die sehr hohen Temperaturen in Ostsibirien (in der Nähe von Werchowjansk) gekennzeichnet. Der "Hot Spot" im Juli befand sich in der Mitte der Arktis - über dem Nordpol. Im August waren die Temperaturen nicht so stark ungewöhnlich warm, aber weiterverbreitet und sie bedeckten den größten Teil des Arktischen Ozeans. An dieser Stelle muss darauf hingewiesen werden, dass die 2-Meter-Lufttemperaturanomalien in Abbildung 5 bis zu einem gewissen Grad durch das Vorhandensein oder Fehlen von Meereis beeinflusst werden. In der Kara- und Laptewsee zum Beispiel trug das anomale offene Wasser zweifellos zu den anomal warmen Lufttemperaturen nahe der Oberfläche bei, während die fast normalen Lufttemperaturen über der Beaufortsee mit einer fast normalen Eisausdehnung übereinstimmen. Die Temperaturanomalien in der Höhe (z. B. in 850 hPa, Abbildung 6) waren über den eurasischen Schelfmeeren nicht groß, obwohl sie über dem zentralen Arktischen Ozean 4 - 5˚ C betrugen.

Die saisonalen Luftdruckanomalien auf Meeresspiegelniveau im Juni bis August waren positiv. Sie erstreckten sich von Ostkanada /Grönland über die Arktis bis nach Westsibirien. In Alaska und Westkanada waren sie anomal niedrig (Abbildung 6). Auch in der Arktis verschoben sich die Luftdruckmuster wie die Temperatur von Monat zu Monat. Bei der saisonalen Luftdruckanomalie fällt das Hoch in der zentralen Arktis und das Tief über der Kara-Barentssee auf. Dieses Druckmuster steht in Verbindung mit Winden, die in der Laptew- und Karasee von der Küste her in die zentrale Arktis bliesen und zu einem bemerkenswerten Meereisrückgang in den eurasischen Meeren führten (Abbildung 7). Das Druckmuster stimmt auch mit der südwärts gerichteten Advektion von dickerem, mehrjährigem Eis in die Beaufortsee überein, die eine der wenigen Regionen mit einer Eisausdehnung im September nahe ihrem historischen Mittelwert war.

August Vorhersagen zur panarktischen Ausdehnung.