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Eisausdehnung in der Antarktis weiter deutlich unter dem Durchschnitt und Schmelzsaison in der Arktis hat begonnen

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Die Meereisausdehnung in der Antarktis im März liegt ein weiteres Jahr in Folge deutlich unter dem Durchschnittswert von 1981 – 2010. Eine dauerhafte Veränderung der Meereissituation in der Antarktis wird zunehmend wahrscheinlicher. Zudem ist das arktische Meereismaximum durchschritten. Forscher bringen den Eisverlust in der Arktis und Auswirkungen von El-Niño-Ereignissen in Verbindung.

Nach dem sommerlichen Minimum in der Antarktis erholt sich das Meereiswachstum nur schrittweise

Die antarktische Meereisausdehnung erreichte am 31. März 2024 mit einer Gesamtfläche von 4,52 Millionen Quadratkilometern ihr Maximum für den Monat März und befindet sich seit dem Jahresminimum am 17. Februar in einem Aufwärtstrend. Das Meereiswachstum betrug in den ersten zehn Tagen des Monats etwa 66.000 km² pro Tag, ließ zur Mitte des Monats deutlich nach, um in den letzten zehn Tage wieder auf durchschnittlich 93.000 km² pro Tag anzusteigen.  Die Eisausdehnung zum Ende des Monats verlief nur knapp oberhalb des Rekordjahrs der minimalen Meereisausdehnung von 2023 (Abbildung 1).

Der Monatsmittelwert der Eisausdehnung im März betrug 3,46 Millionen Quadratkilometer und erreichte damit den achtniedrigsten Wert seit dem Beginn der kontinuierlichen Satellitenauszeichnungen. Im direkten Vergleich sind dies etwa 520.000 Quadratkilometer mehr als im März 2017, dem Jahr mit der niedrigsten Meereisausdehnung zwischen 1979 und 2024 (Abbildung 2).

Die Meereisbedeckung in der Antarktis bleibt damit das dritte Jahr in Folge weit unter dem Durchschnitt des langjährigen Mittelwerts von 1981 – 2010 (siehe interaktive Grafik, Link in der Marginalspalte). Forscher:innen können zur Zeit noch nicht mit Sicherheit sagen, ob es sich um eine dauerhafte Veränderung der Meereissituation handelt, die durch den Klimawandel verursacht wird, oder die Entwicklung Teil der natürlichen Klimaschwankungen ist. Bereits in den Jahren 2017 – 2019 war eine unterdurchschnittliche Meereisbedeckung in der Antarktis diagnostiziert worden, die im Jahr 2021 jedoch durch eine überdurchschnittliche Meereisausdehnung unterbrochen wurde.  Generell ist in allen Monaten der Jahre seit 2016 (mit Ausnahme der Jahre 2020 und 2021) eine unterdurchschnittliche Eisausdehnung im Vergleich zum langjährigen Trend zu verzeichnen. Der aktuelle Forschungsstand hat bisher noch keine eindeutigen Antworten darauf, wie die Atmosphäre und der Ozean die Schwankungen der Meereisausdehnung in Detail beeinflussen. Extreme Temperaturen und Veränderungen in den Windmustern haben im vergangenen Jahrzehnt jedoch zu deutlich geringeren Eisständen beigetragen.  Im März lag die Lufttemperatur auf 925 hPa über der zentralen Antarktis sowie in großen Teilen der Westantarktis bis zu 6 ° Celsius oberhalb des langjährigen klimatologischen Mittels der Jahre 1971 – 2000. Auch das Rossmeer war durch deutlich erhöhte Lufttemperaturen gekennzeichnet (Abbildung 3).

Eine von Purich & Doddridge (2023) durchgeführte Studie ergab, dass die Veränderungen in der Atmosphäre alleine jedoch nicht ausreichen, um die Veränderungen in der Meereisausdehnung zu erklären. Schwankungen der Temperatur und des Salzgehalts und eine damit einhergehende Schichtung des südlichen Ozeans beeinflussen ebenfalls das Meereiswachstum. Hinzu kommt der Einfluss des zunehmenden Schmelzwasserbeitrags durch das Schmelzen der Schelfeise. Eine Bewertung eines solch komplexen Zusammenspiels ist äußerst schwierig und nur mit gekoppelten Klimamodellen in Verbindung mit Satellitendaten sowie in situ Eisbeobachtungen zur Meereisphysik möglich.

Meereiausdehnung in der Arktis

Nachdem die Meereisausdehnung in der Arktis am 27. Februar ein zwischenzeitliches Maximum erreicht hatte und die Eisausdehnung bis zum 2. März um ca. 270.000 km² gefallen war, hat die Eisausdehnung bis Mitte März noch einmal deutlich zugenommen und am 19. März mit 15,19 Millionen Quadratkilometern die diesjährige maximale Ausdehnung erreicht (Abbildung 4). Im Monatsmittel betrug die Eisausdehnung im März 14,95 Millionen Quadratkilometer (Abbildung 5) und liegt damit an der sechzehnten Position der Liste der niedrigsten Eisausdehnungen seit Beginn der Satellitenaufzeichnungen im Jahr 1979.

Die Eiswachstumsperiode endete mit einer nahezu durchschnittlichen Meereisbedeckung in der Baffin Bay und der Beringsee, einer überdurchschnittlichen Ausdehnung im nördlichen Teil des Ochotskischen Meeres und der Grönlandsee und einer unterdurchschnittlichen Ausdehnung in der Barentssee. Im Sankt-Lorenz-Golf und im südlichen Teil des Ochotskischen Meeres war die Ausdehnung deutlich unterdurchschnittlich (Abbildung 6).

Atmosphärenforscher bringen Eisverlust in der Arktis mit starken El-Niño-Ereignissen in Verbindung

El Niño, ein Wetterphänomen im äquatorialen Pazifik, das etwa alle vier Jahre auftritt und durch ein verändertes ozeanisch – meteorologisches Strömungsmuster ausgelöst wird, bei dem warmes Wasser im östlichen Pazifik zu wärmeren Wetterbedingungen führt, beginnt langsam abzuklingen. Seit letztem Sommer hat es weltweit zu Rekordhitze und heftigen Niederschlägen beigetragen und die globale Klimaerwärmung verstärkt.

In einer aktuellen Studie zeigen Deng & Dai (2024), dass diese mit El Niño verbundenen Ereignisse durch das schmelzende arktische Meereis noch verstärkt werden könnten. Anhand einer Kombination aus Klimamodell-Simulationen und Beobachtungsdaten fanden die Forscher heraus, dass die derzeitige Wechselwirkung des arktischen Meereises mit der Atmosphäre die Stärke der El-Niño-Ereignisse um 12 % bis zu 17 % verringert, verglichen mit dem Fall, dass diese Wechselwirkung wegfällt. Die Menge des Meereises, die den arktischen Sommer überlebt, ist seit den späten 1970er Jahren um 12,2 % pro Jahrzehnt zurückgegangen und Prognosen zeigen, dass die Arktis bis 2040 ihren ersten eisfreien Sommer erleben könnte. Klimamodelle sagen daher für die kommenden Jahrzehnte bereits einen verstärkten El Niño aufgrund der globalen Erwärmung voraus.

Frühere Forschungsarbeiten, welche sich mit den Ursachen der arktischen Verstärkung befassen, ein Begriff, der die Erwärmungsraten in der Arktis beschreibt, die drei- bis viermal so hoch sind wie im Rest des Planeten, unterstreichen diese Ergebnisse. Im Jahr 2022 veröffentlichten Deng & Dai bereits eine Studie, die zeigte, wie sich Schwankungen der arktischen Meereisbedeckung auf die Oberflächentemperaturen des Atlantiks auswirken.

Die wichtigste Erkenntnis aus diesen Veröffentlichungen ist, dass die Abnahme des arktischen Meereises weitreichende Auswirkungen auf das globale Klima hat. Die Auswirkungen müssen weiter erforscht werden, um die Folgen des durch die globale Erwärmung verursachten Meereisverlustes vollständig zu verstehen. Es zeigt sich daraus aber auch, dass nur eine deutliche Reduktion der globalen Erwärmung diese Wirkungskette durchbrechen kann.

Möchten Sie sich selber ein Bild von den kritischen Eisverlusten in der Antarktis machen, dann erstellen Sie sich eine eigene Animation der Meereiskonzentration für einen Zeitraum Ihrer Wahl mit unserem neuen Tool!

Kontakt

Dr. Klaus Grosfeld (AWI)

Dr. Renate Treffeisen (AWI)

Leonhard Günther (AWI)

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