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Wale

In der Arktis leben 17 verschiedene Arten von Walen. Jedoch nur drei Walarten kommen dort das ganze Jahr vor: der Narwal (Monodon monceros), der Belugawal (Delphinus leucas) und der Grönlandwal (Balaena mysticetus). Diese drei, permanent im Arktischen Ozean lebenden Wale sind sehr unterschiedlich hinsichtlich ihrer Lebensweise und ihrer Verbreitung. Entscheidend für die Wale der Polarmeere ist, dass das Treib- und Packeis noch offene Rinnen aufweisen und die Eisdecke nicht viel dicker ist als 30 cm. Solange kann z. B. der Grönlandwal sie noch mit seinem klobigen Kopf und Rücken durchstoßen und sich Atemlöcher erzeugen. Bei allen drei Walarten fehlt die kleine Rückenfinne, was das Schwimmen unter dem Eis wesentlich erleichtert. Ein solcher Gewebelappen auf dem Rücken, wie ihn schnell schwimmende Furchenwale oder Delfine als Stabilisator tragen, würde beim Manövrieren in und unter dem Eis Verletzungsgefahr mit sich bringen (Deimer-Schütte, 2014). Der Grönlandwal gehört zur Gruppe der Bartenwale (Mysticeti), während die anderen beiden Arten zu den Zahnwalen (Odontoceti) zählen. Wie der Name sagt, unterscheiden sich diese beiden Walgruppen insbesondere durch die unterschiedliche Form ihres Gebisses – die Barten und die Zähne. Ein weiterer Unterschied ist die Zahl der Blaslöcher. Die Zahnwale haben nur ein Blasloch, während die Bartenwale zwei haben. Bei den Bartenwalen hängen von beiden Seiten ihres langen und gewölbten Oberkiefers Hornplatten, die Barten, herab. Sie bestehen aus ähnlichem Material wie die Fingernägel beim Menschen oder die Außenseite des Horns beim Rind. Sie fransen zu den Enden hin borstenartig aus. Die Wale filtern mit Hilfe der Barten kleine bis winzige Lebewesen (meist tierisches Plankton und kleinere Meerestiere) aus dem Wasser. In den oberen Schichten der kalten Gewässer um die Pole herum finden sich dichte Schwärme dieser Tiere. Die Wale gleiten mit offenem Mund durch diese Schwärme und nehmen dabei viel Wasser auf. Dann schließen sie ihr Maul und drücken das Wasser mit der Zunge durch die Barten wieder nach außen. Die winzigen Lebewesen verfangen sich aber in den Barten und werden als Ganzes geschluckt. Wenn man bedenkt, wie groß diese Wale werden können und dass sie zum Nahrungserwerb nur die Barten zur Verfügung haben, dann ist dies ein sehr wirkungsvolles Instrument. Die längsten Barten (mit bis zu 4,5 Metern) hat der Grönlandwal. Bei ihm ist der Oberkiefer so stark gewölbt, dass selbst die längsten Barten noch ins Maul passen (Dow, 1992).

Zahnwale sind aktive Jäger, die ihre Zähne zum Fangen und Festhalten ihrer Beuteorganismen einsetzten. Ihre Beutetiere sind in der Regel wesentlich größer als die der Bartenwale und reichen von diversen Fischarten über Tintenfische bis hin zu anderen Meeressäugern. Die meisten Wale sind äußerst gesellige Tiere mit einem hoch entwickelten Sozialverhalten, nur wenige Arten leben paarweise oder als Einzelgänger. Die Walgruppen, auch als Walschulen bezeichnet, bestehen dabei meistens aus zehn bis 50 Tieren. Mehr Informationen zu den meisten Walen finden sich hier auf den Seiten der Internationalen Walfangkommission.

Monodon monceros

Narwale (Monodon monceros) sind diskontinuierlich um den Nordpol verbreitet. Diskontinuierlich bedeutet hier, dass sie hauptsächlich im atlantischen und selten im Pazifischen Teil des Arktischen Ozeans vorkommen. Narwale können eine Länge um die 5 m erreichen und 1600 kg schwer werden. Das sind die Daten für männliche Tiere, die Weibchen sind etwas kleiner und leichter Ihre Zahl wird auf etwa 100.000 Tiere geschätzt jedoch sind Bestandszahlen je nach Literatur sehr unterschiedlich (Laidre und Regehr, 2017). Das hervorstechendste Merkmal der Narwale ist der zwei bis drei Meter lange Stoßzahn, den die meisten männlichen Narwale, aber nur wenige weibliche Individuen tragen. Sie kommen in der östlichen kanadischen Arktis und um West- und Ostgrönland, bei Spitzbergen und um die Inselgruppe Franz-Joseph-Land nördlich von Russland vor. Im Jahresverlauf folgen sie dem Meereis. Sie können sehr tief tauchen und sind perfekt an das Leben im Arktischen Ozean angepasst. Ihre Beute sind der Polar- und Grönlanddorsch sowie Tiefseekalmare. Die Narwale sind die einzigen Wale, die im Winter bis zu sechs Monate in Gebieten leben, die von dickerem Meereis bedeckt sind. Hier bevorzugen sie Meeresregionen mit großen Tiefen entlang des Kontinentalhangs. Im Sommer halten sie sich vor allem in eisfreien Buchten und Fjorden in der Hocharktis auf. Doch bereits im Herbst wandern sie wieder in ihre Überwinterungsgebiete. Während des Sommers nehmen Narwale vergleichsweise wenig Nahrung auf. Die Hauptphase der Nahrungsaufnahme ist die Zeit von November bis März. Hier jagen sie in den Packeisgebieten. Der Narwalnachwuchs wird im Frühling geboren (Laidre und Regehr, 2017).

Delphinapterus leucas

Auch der Belugawal (Delphinapterus leucas) ist um den Nordpol verbreitet. Sie können eine Länge um die 5 m erreichen und 1600 kg schwer werden. Die erwachsenen Tiere besitzen eine schneeweiße Färbung, weshalb sie auch Weißwal genannt werden. Sein Bestand wird auf rund 200.000 Tiere geschätzt, aufgeteilt auf mindestens 21 Subpopulationen (Lowry et al., 2017). Große Populationen gibt es in der östlichen Beringsee, der östlichen Beaufortsee und der westlichen Hudson-Bucht. Hier bewohnen die Belugawale Flussmündungsgebiete und die Gewässer über dem Kontinentalschelf oder Kontinentalhang. Es kommt aber auch vor, dass Belugawale in tiefere Ozeanbecken schwimmen – unabhängig davon, ob diese von einjährigem Meereis bedeckt oder offen sind. Manche Belugawale nehmen weite Reisen zwischen den Sommer- und Winterhabitaten auf sich, andere halten sich eher ganzjährig im gleichen Gebiet auf. Letztere verlassen die Küstengewässer in der Regel erst dann, wenn im Winter die Küste zufriert und sich Festeis bildet. Wandernde Belugas gelangen bis in die Gewässer westlich und nördlich von Alaska und in die kanadische Hocharktis. Die Tiere ernähren sich überwiegend von pelagischen oder benthischen Fischen, Tintenfischen oder Flohkrebsen (Laidre und Regehr 2017). Sie können im Sommer in sehr großen Gruppen von mehreren Tausend Tieren vorkommen. Den Zusatz „Kanarienvögel“ der Meere haben sie erhalten, da sie sehr vokalisationsfreudig sind und ein großes Lautrepertoire haben.

Balaena mysticetus

Der Grönlandwal erreicht eine Länge zwischen 15 und 18 m und ein Gewicht zwischen 75 bis 100 Tonnen. Grönlandwale können sehr alt werden – geschätzt wird bis zu 200 Jahre (George et al., 199; Keane et al., 2015; Wetzel et al., 2017). Die Population der Grönlandwale (Balaena mysticetus) besteht aus geschätzt ca. 25.000 Tieren. Insgesamt gibt es vier Subpopulationen: zwei größere in der Region Bering-, Tschuktschen- und Beaufortsee sowie im Gebiet zwischen Kanada und Grönland, und zwei kleinere Populationen in der Region zwischen Spitzbergen und der Barentssee sowie im Ochotskischen Meer. Die Grönlandwale sind wie die Belugawale rund um den Nordpol verbreitet und halten sich das ganze Jahr über im Arktischen Ozean auf. Die mit ca. 17.000 Grönlandwalen größte Gruppe lebt in der Region Bering-, Tschuktschen- und Beaufortsee. Die Population in Gewässern um Grönland ist durch den Walfang drastisch geschrumpft und wurde an manchen Orten sogar ausgerottet.

Die Grönlandwale wandern zwischen Winter und Sommer von subarktischen Gewässern in hocharktische Gewässer. Während ihrer Wanderungen durchqueren sie auch Gebiete mit fast kompletter Eisbedeckung. Im Winter und im frühen Frühling halten sie sich vorwiegend in Polynien oder an Eisrandzonen auf. Die Wale sind stark genug, um durch feste Eisdecken von bis zu 45 Zentimetern Dicke zu brechen. Die Grönlandwale sind gut an ihren Lebensraum im und am Eis angepasst. Im Spätsommer und Herbst, wenn das Meereis weit von der Küste entfernt ist, suchen sie aber auch im offenem Wasser nach Beute (Moore et al., 2010). Grönlandwale sind Bartenwale und fressen Zooplankton. Sie sind der größte und dominanteste Zooplanktonkonsument im Arktischen Ozean. Ihre Nahrung besteht aus Krebstieren, wie Ruderfuß- und Flohkrebsen, die im freien Wasser oder auf dem Meeresboden leben (Laidre und Regehr, 2017).

Alle 5–15 min kommt ein Grönlandwal an die Oberfläche zum Atmen – zum Blasen. Er kann aber auch 40 Minuten lang tauchen. Besonders tief tauchen muss er nicht, da seine Nahrungsquellen das nicht unbedingt erfordern. Grönlandwale können aber nach Nahrungsverfügbarkeit und Jahreszeit auch wesentlich tiefer tauchen (über 400 m wurden schon gemessen). Wissenschaftler vermuten, dass Grönlandwale auf ihren Wanderungen mit einem Stakkato modulierter Töne im Frequenzbereich um 50–300 Hz ihre Umgebung, die Eisdecke und –dicke akustisch abtasten. Und das derartig präzise, dass sie höchst selten die Orientierung verlieren.

Deimer-Schütte P. (2014): Warnsignale Walfang. In: Lozán, J.L., H.Grassl, D.Notz & D.Piepenburg eds.: Warnsignal Klima: Die Polarregionen. Wissenschaftliche Auswertungen, Hamburg. 376 Seiten. ISBN: 978-39809668-63, pp. 192-199.
Dow L. (1992): Wale Großtiere dieser Welt, Jahr-Verlag Hamburg, ISBN: 3-921789-58-3, Auflage 1992
George, J.C., J. Bada, J. E. Zeh, L. Scott, S. E. Brown, T. O'hara &R. S. Suydam (1999): Age and growth estimates of bowhead whales (Balaena mysticetus) via aspartic acid racemization. Canadian Journal of Zoology 77, pp. 571-580.
Keane, M., J. Semeiks, A. E. Webb, Y. I. Li, V. Quesada, & T. Craig (2015): Insights into the evolution of longevity from the bowhead whale genome. Cell Reports 10(1), pp. 112-122.
Laidre K. & E. V. Regehr (2017): Arctic marine mammals and sea ice., In: D. N. Thomas (ed), Sea Ice, 3rd edition, Chapter 21, pp. 518-521
Lowry, L., R. Reeves & K. Laidre (2017): Delphinapterus leucas. The IUCN Red List of Threatened Species 2017: e.T6335A50352346. http://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2017-3.RLTS.T6335A50352346.en
Wetzel, D.L., J. E. Reynolds III, P. Mercurio, G. H. Givens, P. L. Pulster, & J. C. George (2017): Age estimation for bowhead whales (Balaena mysticetus) using aspartic acid racemisation with enhanced hydrolysis and derivatisation procedures. Journal of Cetacean Research and Management 17, pp. 9–14

Wale der Antarktis können nach ihren Lebensräumen eingeteilt werden: dem Packeis, dem Festeis und dem offenen Ozean. Im Folgenden werden nur die Walarten näher beschrieben, die stark mit dem Fest- und Packeis als Lebensraum verbunden sind. Der Südliche Zwergwal (Balaenoptera bonaerensis), der Südliche Entenwal (Hyperoodon planifrons) und der Schwertwal (Orca orcinus ) kommen ganzjährig in der antarktischen Meereiszone vor, während der Blauwal (Balaenoptera musculus intermedia), Pottwal (Physeter macrocephalus) und Südliche Schwarzwal (Berardius arnuxii) im Bereich der Eiskante leben. Die erwähnten Walarten werden unterschiedlichen Familien zugeordnet, die im Folgenden in Klammern genannt werden: Der Südliche Zwergwal (Furchenwal, Balaenopteridae) und der (Antarktische) Blauwal (Furchenwal, Balaenopteridae) sind Arten der Unterordnung der Bartenwale (Mysticeti), während der Pottwal (Pottwal, Physeteridae), Schwertwal (Delphin, Delphinidae), Südliche Schwarzwal (Schnabelwal, Ziphiidae) und Südliche Entenwal (Schnabelwal, Ziphiidae) zur Unterordnung der Zahnwale (Odontoceti) gehören. Neben diesen Arten gibt es weitere, die sich vorwiegend in subantarktischen Gewässern aufhalten und hier nicht näher beschrieben werden.

Dazu zählen der Buckelwal (Megaptera novaeangliae) und der Finnwal (Balaenoptera physalus), die in allen Ozeanen verbreitet sind und im Winter in subtropische, gemäßigt-warme Gewässer zur Paarung sowie der Geburt ihrer Jungen wandern. Im Sommer wandern sie zur Nahrungsaufnahme in die kälteren Gewässer der Arktis bzw. Antarktis, werden aber für gewöhnlich nicht in der Nähe des Eises gesichtet. Darüber hinaus werden hier auch nicht näher vorgestellt: Stundenglasdelfin (Lagenorhynchus cruciger), Seiwal (Balaenoptera borealis), Südkaper (Eubalaena australis), Langflossen- oder Gewöhnlicher Grindwal (Globicephala melas). Sie leben vorwiegend im offenen Ozean, kommen im gesamten Südozean vor und sind nur selten in der Nähe des Packeises zu finden (Bester et al., 2017). Mehr Informationen zu vielen Walen finden sich hier auf den Seiten der Internationalen Walfangkommission.

Balaenoptera bonaerensis

Der Südliche Zwergwal (Balaenoptera bonaerensis) ist die einzige Bartenwalart im Südozean, die beständig in eisbedeckten Gebieten vorkommt, von der Eisrandzone bis hin zu stark eisbedeckten Regionen. Einige der Tiere überwintern in der Antarktis während andere in wärmere Gebiete wandern. Es ist wenig über die Fortpflanzung der Tiere bekannt. Die Geburt der Jungtiere findet vorwiegend zwischen Juli und August in wärmeren Gewässern statt, die Paarung zwischen August und November.

Für einen Bartenwal sind Südliche Zwergwale mit einer Länge von circa 9 m sehr klein. Sie können bis zu 10 Tonnen wiegen und bis zu 40 Jahre alt werden. Südliche Zwergwale machen kurze und flache Tauchgänge, bei denen sie nach Krill jagen, der meist nahe der Wasseroberfläche zu finden ist. Oft kommen die Zwergwale als Einzelgänger oder in kleinen Gruppen von zwei bis drei Walen vor. In höheren Breiten werden gelegentlich auch größere Ansammlungen von mehr als 400 Tieren beobachtet. Die Größe der Population lässt sich schwer abschätzen, da in den letzten 40 Jahren drei verschiedene Untersuchungen sehr unterschiedliche Anzahlen ergeben haben. Die Zahlen schwanken zwischen circa 270.000 und 777.000 Tieren (Bester et al., 2017). Die aktuellsten Berechnungen gehen von zirka 500.000 Tieren aus (Internationale Walfang Kommission 2013).

Balaenoptera musculus intermedia

Während der Ära des Walfangs war der Blauwal (Balaenoptera musculus) eine der am stärksten bejagten Walarten. Vor allem seit Einführung der Harpunenkanone im vergangenen Jahrhundert schrumpfte sein Bestand von rund 239.000 Tiere auf etwa 1 Prozent der ursprünglichen Größe. Damit war die Art fast ausgerottet. Die Jagd auf die Art wurde 1966 von der internationalen Gemeinschaft verboten. Seit dem Verbot des kommerziellen Walfangs durch das Moratorium der Internationalen Walfangkommission wurde der Blauwal vollständig geschützt und seither hat sich der Bestand in den höheren Breiten der Antarktis etwas erholen können. Im Jahr 1998 wurde diese auf 2280 Tiere geschätzt (Branch, 2007).
Der Blauwal ist das größte Tier, das unsere Erde bewohnt. Blauwal-Kühe erreichen eine Länge von rund 26 Metern, Bullen von etwa 24 Metern. Das Gewicht von ausgewachsenen Walen liegt zwi-schen 50 und 150 Tonnen. Der größte weibliche Blauwal, der jemals gewogen wurde, erreichte ein Gewicht von 190 Tonnen. Die Lebenserwartung liegt zwischen 65 und 90 Jahren, vermutlich werden die Tiere sogar noch älter.
Die (Antarktischen) Blauwale sind rings um die Antarktis verbreitet und leben im Gebiet südlich des 60. Breitengrades südlicher Breite. Sie kommen während des Sommers besonders häufig an der Eiskante. In höheren Breiten können sie fast um den halben antarktischen Kontinent wandern. Die meisten Blauwale wandern im Winter in ihre nördlicheren Paarungsgebiete, während einige Tiere in der Antarktis überwintern. Die Jungtiere werden zwischen März und frühem Juli in wärmeren nördlicher gelegenen Gewässern geboren. Die (Antarktischen) Blauwale sind meist Einzelgänger oder kommen in Kleingruppen von zwei bis fünf Walen vor. Allerdings wurden auch schon größere Ansammlungen von bis zu 50 Tieren in höheren Breiten beobachtet. Wie die Südlichen Zwergwale machen die Blauwale nur flache und kurze Tauchgänge, um ihre Beute nahe der Meeresoberfläche zu jagen – insbesondere Krill, aber auch Ruderfuß- und Flohkrebse. Allerdings tauchen die Wale gelegentlich auch bis zu 140 Meter tief, wobei sie bis zu 15 Minuten unter Wasser bleiben (Bester et al., 2017).

Berardius arnuxii

Anders als der Blauwal wurde der Südliche Schwarzwal (Berardius arnuxii) nie bejagt. Daher ist über die Lebensweise dieser Walart kaum etwas bekannt. So fehlt es an Daten zum Körpergewicht, zum Reproduktions- und Lebenszyklus, zur Lebenserwartung und zur Größe der Gesamtpopulation. Man vermutet aber, dass Weibchen etwas größer als Männchen werden. Der bislang größte bekannte Südliche Schwarzwal hatte eine Länge von rund 10 Metern. Sie haben eine gerundete Stirn und eine lange Schnauze. Der Unterkiefer überragt den Oberkiefer und die zwei größeren der vier Zähne sind auch bei geschlossenem Maul sichtbar. Der Südliche Schwarzwal kommt rund um die Antarktis vor, vom Kontinent bzw. der Eiskante bis zu circa 34° südlicher Breite. Der Südliche Schwarzwal schwimmt aber auch weit nach Norden und wurde schon bei etwa 24. Grad südlicher Breite gesehen. Im Sommer der Südhemisphäre halten sich die Wale in antarktischen Gewässern auf und kommen im August öfter im Packeisgebiet vor.

Unklar ist bis heute, wo die Schwarzwale ihre Jungen zur Welt bringen und wo sie überwintern.

In eisfreien Bereichen im Packeis machen südliche Schwarzwale Tauchgänge von 35 bis 65 Minuten. Nahe Australien kommen sie als Einzelgänger oder in kleinen Gruppen zwischen fünf und knapp 20 Tieren vor. In der Antarktis wurden größere Gruppen von bis zu 80 Walen beobachtet (Bester et al., 2017).

Hyperoodon planifrons

Auch der Südliche Entenwal (Hyperoodon planifrons) wurde nie bejagt. Informationen über diese Art sind sehr begrenzt. Unbekannt sind die Lebenserwartung, der Reproduktionszyklus oder auch das Gewicht. Es wird davon ausgegangen, dass die Tiere ein Gewicht von rund 3,4 Tonnen haben müssten. Die Walkühe werden etwa 7,5 Meter lang, während die Bullen mit 7 Metern etwas kleiner sind.

Der Südliche Entenwal hält sich insbesondere von Oktober bis März rund um die Antarktis auf. Sein Vorkommen wird auf rund 600.000 Tiere geschätzt. Die Wale kommen an der Eiskante vor, dringen aber auch bis zum 30. Südlichen Breitengrad in wärmere Gewässer vor. Gelegentlich schwimmen sie sogar noch weiter nördlich. Die höchsten Dichten an Entenwalen findet man in einem moderaten Abstand von rund 100 Kilometern zur Eiskante. Im Spätsommer der Südhemisphäre (Februar bis März) wandern die Tiere nach Norden. Im Südfrühling kommen sie wieder zurück in den Süden. Die genauen Aufenthaltsorte im Winter (April bis September) sind nicht bekannt. Die bisher südlichste Sichtung war bei 73°S im Rossmeer. Sie ernähren sich hauptsächlich von ozeanischen Tintenfischen.

Die Südlichen Entenwale leben als Einzelgänger oder in kleinen Gruppen von zwei bis zehn Tieren. Beobachtet wurden aber auch schon Walschulen von 25 Walen. Untersuchungen der Mageninhalte von Entenwalen haben ergeben, dass sie sich vorwiegend von Tintenfischen und Schwarzen Seehechten ernähren (Bester et al, 2017).

Physeter macrocephalus

Der Pottwal (Physeter macrocephalus) ist der weltweit größte Zahnwal. Die Art wurde seit dem 18. Jahrhundert bis 1979 intensiv bejagt. Man schätzt, dass zur Gesamtpopulation vor dieser Zeit mehr als eine Million Tiere zählten. Bis zum Verbot des Walfangs 1986 schrumpfte diese auf rund 360.000 Tiere. Männliche Pottwale erreichen eine Länge von bis zu 20 Metern, während die Kühe maximal 12 Meter lang werden. Das Gewicht der Wale bewegt sich zwischen elf und 33 Tonnen. Die Lebenserwartung liegt bei circa 60 bis 70 Jahren.

In der Südhemisphäre kommen Pottwale sowohl in tropischen Gewässern als auch an der Eiskante vor. Hierbei sind fast ausschließlich die ausgewachsene männlichen Wale an der Eiskante zu beobachten. Die Bullen wandern im Sommer der Südhemisphäre von den tropischen oder gemäßigten Regionen in die kalten Gewässer. Im Winter wandern sie wieder zurück in niedrigere Breiten und können beispielsweise vor der Küste von Südafrika gesichtet werden. Die Wanderungen dienen hauptsächlich der Nahrungssuche und die Tiere folgen dem Nahrungsangebot. Die Weibchen und die heranwachsenden Wale hingegen schwimmen selten weiter nach Süden als bis zu 40. Grad südlicher Breite, da sie Wassertemperaturen um die 15 Grad Celsius bevorzugen. Die Kühe gebären die Jungtiere zwischen Januar und April.

Die Pottwale machen tiefe Tauchgänge und erreichen im Durchschnitt Tiefen von 600 Metern. Die Tauchgänge dauern ungefähr 45 Minuten. Der längste je dokumentierte Tauchgang liegt bei 2 Stunden und 18 Minuten. Die größte dokumentierte Tiefe liegt bei 2.035 Metern. Pottwale jagen Riesenkalmare und große Humboldt-Kalmare, Tintenfische sowie benthische und pelagische Fische. Die großen Kalmare werden vor allem von den männlichen Pottwalen gejagt. Dazu zählt auch der Koloss-Kalmar, der in den antarktischen Gewässern lebt. Zum Jagen betreiben Pottwale Echolotortung und geben dazu regelmäßige Klicklaute von sich, die sehr laut sind - z. T. mit einem Quellenpegel von mehr als 235 dB, die damit die lautesten Töne im Tierreich darstellen. Weibliche Pottwale kommen meist in Gruppen von zehn bis fünfzehn ausgewachsenen Tieren und ihrem Nachwuchs vor. Männchen leben oft als Einzelgänger, zeitweise aber auch zusammen mit Weibchen und Jungtieren in gemischten Gruppen von 15 bis 50 Tieren. Darüber hinaus gibt es Gruppen mit trächtigen Weibchen und sogenannte Junggesellengruppen (Bester et al, 2017).

Orcinus orca

Der Schwertwal (Orcinus orca) oder Orca ist weltweit verbreitet und ist besonders zahlreich in der Antarktis anzutreffen. Laut einer Bestandsschätzung waren es 25.000 Tiere südlich von 60° S, wobei die Zahl als unsicher betrachtet werden, weil für viele Populationen verlässlichen Zählungen fehlen. (Branch und Butterworth, 2001). Ausgewachsene Tiere erreichen eine Länge von neun Metern. Die Walkühe sind kleiner als die Walbullen und werden maximal acht Meter lang. Bullen haben eine geringere Lebenserwartung von etwa 50 bis 60 Jahren als Schwertwalkühe, die 80 bis 90 Jahre alt werden. Das Gewicht der Schwertwale wird zwischen drei und acht Tonnen geschätzt. Männliche Tiere haben eine markante, aufrechte Rückenfinne, die eine Größe bis zu 1.8 m erreichen kann.

Auf der südlichen Hemisphäre kommen Schwertwale von den Tropen bis zum Packeis der Antarktis vor. In antarktischen Gewässern sind bisher fünf verschiedenen Öko-Typen, die sich sowohl genetisch, als auch durch ihre Körpergröße, ihr Aussehen (Größe und Form des typischen Farbmusters) sowie bei ihren bevorzugten Beuteorganismen unterscheiden.

Der Typ A bevorzugt offenes Wasser, es ist der größte Vertreter der Ökotypen (8-10 m) kommt häufig im Bereich der Antarktischen Halbinsel vor. Er hat sich bei der Beutejagd auf Zwergwale spezialisiert und folgt vermutlich deren Wanderrouten in und aus der Antarktis. Der Typ B1, auch Packeis-Orcas genannt, kommen im losen Packeis vor und haben sich auf Robben spezialisiert. Der B2-Typ, die Gerlache-Orcas (benannt nach ihrem häufigen Vorkommen in der Gerlache Straße), sind etwas kleiner als der B1 Typ und machen auch Jagd auf Pinguine. Der kleinste Vertreter ist der Typ C (6 m), sie kommen vorwiegend in eisbedeckten Gebieten der Ostantarktis vor und ernähren sich vermutlich nur von Fisch. Sie wurden allerding auch schon im Weddelmeer beobachtet (Schall und van Opzeeland, 2017). Darüber hinaus gibt in subantarktischen Gewässern noch den Typ D. Mehr Informationen können hier gefunden werden.

Das Wanderverhalten ist noch nicht gut untersucht, es wird aber davon ausgegangen, dass Orcas im Südwinter in wärmere Gewässer wandern und im Südsommer in die kälteren südlichen Gebiete zurückkehren. Ihre Wanderung Richtung Süden beginnt im September oder Oktober und dauert bis Januar. Zwischen Februar und Ende April treten die Wale die Rückreise nach Norden an. Allerdings wurden durchaus auch im Südwinter in der Antarktis Schwertwale beobachtet. Es gibt Hinweise darauf, dass es sich dabei um eine Unterart der Schwertwale handelt, die keine Nord-Süd-Wanderungen unternimmt. Es kann aber auch passieren, dass der Wind das Eis zusammentreibt oder dass schnell gewachsenes Eis die Schwertwale in kleinen Becken offenen Wassers einschließt, sodass diese für einige Zeit vor Ort festsitzen. Schwertwalkühle gebären Kälber während des ganzen Jahres, vermehrt jedoch im Herbst oder Frühling. Offenbar gibt es hier Unterschiede zwischen Standorten.

Südlich des 60. Breitengrades leben die Schwertwale in Schulen von durchschnittlich 12 Tieren. Doch wurden auch schon Schulen mit 25 oder gar 200 Tieren beobachtet. Eine Schule besteht aus ausgewachsenen Walbullen und -kühen mit ihren Nachkommen. Einzelgänger gibt es eher selten (Bester et al, 2017).
 
Schwertwale tauchen für gewöhnlich in flacheren Gewässern in den oberen 20 Metern der Wassersäule. Gelegentlich können sie auch Tiefen von rund 150 oder gar 300 Metern erreichen. Ein Tauchgang kann bis zu 30 Minuten dauern. Ihre Beute ist sehr vielfältig. Sie jagen nach verschiedenen Arten von anderen Walen, Robben und Seekühen, aber auch nach Fischen, Vögeln und Schildkröten. Schwertwale jagen kleinere Tiere allein. Um größere Beute zu fangen, kooperieren sie oftmals auch mit anderen Walen. Schwertwale profitieren auch von den Fischereiaktivitäten der Menschen – etwa vom Beifang, der wieder über Bord geworfen wird. Auch fressen sie Fische, die mit hakenbesetzten Langleinen gefangen werden, unter Wasser von den Haken ab (Bester et al, 2017).

Bester M. N., H. Bornemann & T. McIntyre (2017): Antarctic marine mammals and sea ice. In: D. N. Thomas (ed.), Sea Ice, 3rd edition, Wiley-Blackwell, Chichester (UK) Hoboken (NJ), pp. 534-555
Branch, T.A. & D. S. Butterworth (2001): Estimates of abundance south of 60°S for cetacean species sighted frequently on the 1978/79 to 1997/98 IWC/IDCR-SOWER sighting surveys. Journal of Cetacean Research and Management 3(3), pp. 251-270
Branch T.A. (2007): Abundance of Antarctic blue whales south of 60°S from three complete circumpolar sets of surveys. Journal of Cetacean Research and Management 9(3), pp. 253–262.
International Whaling Commission (2013): Reports of the subcommittee on in-depth assessments. J. Cetacean Res. Manag. 14, pp. 195–213.
Mizroch, S. A., D. W. Rice & J. M. Breiwick (1984): The Blue Whale, Balaenoptera musculus. Marine Fisheries Reviews. 46.
Schall E. & I. Van Opzeeland (2017): Calls produced by Ecotype C killer whales (Orcinus orca) off the Eckstroem Iceshelf, Antarctica. Aquat. Mamm. 43, p. 117. (doi:10.1578/AM.43.2.2017.117)