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Robben

Zu den auffälligsten Bewohnern der Arktis zählen Robben. Näher beschrieben werden an dieser Stelle sieben Robbenarten, die hier heimisch sind und das Meereis bewohnen. Alle diese Robbenarten werden den Hundsrobben zugeordnet. Einige von ihnen nutzen das Meereis während des ganzen Jahres (Ringel-, Bartrobbe, Walross), andere entfernen sich hin und wieder aus dem arktischen Ökosystem (Sattel-, Klappmützen-, Largha-, Bandrobbe) und wandern weiter nach Süden (subarktische Robben). Darüber hinaus kommen in den arktischen Gewässern auch Kegelrobben und Seehunde vor. Da sie aber nur in wenigen Gebieten mit Meereis in Kontakt kommen, werden sie hier nicht näher betrachtet.

Pusa hispida

Die Ringelrobbe ist im Arktischen Ozean die Robbenart mit der größten Verbreitung. Zugleich ist sie die kleinste arktische Robbenart und die einzige im nördlichen Polarmeer, die Atemlöcher im Meereis aufrechterhalten kann, indem sie die Eisdecke mit den mächtigen Krallen ihrer Vorderflossen kontinuierlich abschabt. Damit ist sie perfekt an die polaren Bedingungen angepasst, was ihre dominante Verbreitung bis zum Nordpol erklärt. Die Population der Ringelrobben wird auf einige Millionen Individuen geschätzt. Jedoch gibt es nur sehr eingeschränkte Informationen zur Größe von regionalen Subpopulationen (Laidre und Regehr, 2017).

Grundsätzlich kommen Ringelrobben vermehrt in Gebieten mit einjährigem Eis vor, weniger in den hocharktischen Gebieten nahe des Nordpols oder nördlich von Grönland mit mehrjährigem Eis. Es wird vermutet, dass es für sie weniger aufwendig ist, Atemlöcher im dünneren Eis offen zu halten. Die Ringelrobben sind stark vom Meereis abhängig, da sie für Ruhephasen einen festen Untergrund benötigen.

Darüber hinaus können sie sich nur dort fortpflanzen und ausruhen. Ringelrobben bevorzugen Festeis in Fjorden und entlang der Küste, das eine relativ dicke und stabile Schneedecke aufweist. Dort können sie Anfang des Frühjahrs Höhlen für die Geburt, Ruhe und Aufzucht ihrer Jungen bauen. Ausreichende Schneebedeckung, stabiles Eis und niedrige Temperaturen sind für den Fortpflanzungserfolg von Ringelrobben unbedingt erforderlich. Sie besitzen von allen nördlichen Robben die längste Laktationsperiode (Stillzeit). Ringelrobben gebären und säugen ihre Jungen auf dem Eis (Blanchet, 2014). Ringelrobbenjungtiere sind bei ihrer Geburt nur ungefähr vier Kilogramm schwer, weshalb sie auf ausreichend Wärme in der Höhle angewiesen sind. Die Höhlen geben außerdem Schutz vor Eisbären, Polarfüchsen und anderen Räubern. Ein Mangel an Schnee auf dem Eis oder hohe Frühjahrstemperaturen und Frühlingsregen können den Bruterfolg daher erheblich beeinträchtigen.

Im Sommer leben Ringelrobben im freien Wasser, wobei sie ganzjährig mit dem Meereis verbunden bleiben, weil sie sich von Tieren ernähren, die am Eis zu finden sind. Die Nahrung der Ringelrobbe ist vielseitig und regional und saisonal unterschiedlich. Die Ringelrobben selbst sind wiederum eine wichtige Beute für Eisbären.

Erignathus barbatus

Bartrobben sind in der gesamten Arktis verbreitet. Sie hat ihren Namen wegen ihrer auffallend langen weißen Barthaare. Sie leben bevorzugt in den flachen Gewässern der Kontinentalschelfe. Sie vermeiden gewöhnlich dichtes Packeis ohne Zugang zum offenen Wasser und gelten vorwiegend als Küstentiere. Sie halten sich bevorzugt in unmittelbarer Nähe offenen Wassers auf, vor allem auf treibendem Packeis, wo ihnen Spalten und Polynjen Fluchtwege und Öffnungen zum Atmen bieten und Eisbären, ihre natürlichen Feinde, sie nicht erjagen können. Auf dichtem Packeis sind sie nur dann zu finden, wenn es dort offene Wasserstellen gibt. Im Sommer und Herbst leben sie vorwiegend im freien Wasser, wobei sie sich im Jahresverlauf immer nahe der Meereisgrenze befinden (Laidre und Regehr, 2017). Zur Aufzucht ihrer Jungen und zum Haarwechsel im Spätfrühjahr oder Frühsommer sind sie auf stabiles einjähriges Meereis angewiesen.

Ihr ganzjähriger Lebensraum auf dem Drifteis der flachen Küstengebiete bietet ihnen reichlich Nahrung. Sie können bis zu 220 Meter tief tauchen. Zur Nahrung dienen ihnen auf dem Meeresboden lebende Organismen, die sie mit ihren Barthaaren aufspüren, zum Beispiel Krebstiere, Muscheln und Schnecken oder auch kleinere Fische (Blanchet et al., 2014).

In Regionen, in denen das Eis vollkommen verschwindet, rasten und häuten sich die Robben an Land. In der Regel sind Bartrobben Einzelgänger. Zur Brut- und Häutezeit im späten Frühjahr und frühen Sommer finden sie sich aber durchaus zu kleinen Gruppen zusammen.

Die Population der Bartrobben wird auf 500.000 bis 750.000 Individuen geschätzt. Fachleute unterscheiden zwei Subpopulationen: die pazifische Bartrobbe (E. b. nauticus), die von der östlichen Laptewsee bis zur zentralen kanadischen Arktis verbreitet ist und im Ochotskischen Meer vorkommt sowie die atlantische Bartrobbenart (E. b. barbatus), die in dem Bereich von der zentralöstlichen kanadischen Arktis bis zur zentralen eurasischen Arktis beheimatet ist (Laidre und Regehr, 2017).

Odobenus rosmarus

Die größte Robbenart ist das Walross. Es ist in der ganzen Arktis verbreitet. Sie benötigen Land- oder Eisflächen zum Ausruhen in der Nähe ihrer Futterplätze. Sie überwintern oft in Gebieten mit Polynjen, die ihnen den Zugang zum Wasser und ihren Nahrungsquellen ermöglichen. In der Arktis kommen zwei verschiedene Walrossunterarten vor – das pazifische Walross (Odobenus rosmarus divergens) und das atlantische Walross (Odobenus rosmarus rosmarus).

Die pazifischen Walrosse leben im Winter auf Eisschollen über dem flachen Kontinentalschelf in der Beringsee, die ihnen einen ungehinderten Zugang zum Wasser und zur Nahrung am Meeresboden bieten. Wenn sich das Eis im Frühling langsam zurückzieht, wandern die Weibchen mit den Jungtieren mit der Eiskante nach Norden in die Tschuktschen-, Ostsibirische- und Beaufortsee. Die meisten männlichen Walrosse bleiben im Süden und nutzen die russische Küste der Bering- und Tschuktschensee und teilweise die Küste vor Alaska als Ruheplattform, von der aus sie vermutlich Zugang zu geeigneten Nahrungsquellen haben. Im Herbst wandern die Weibchen und die Jungtiere wieder zurück in den Süden, um wieder zu den männlichen Tieren zu stoßen. Die Population des pazifischen Walrosses wird auf circa 129.000 Tiere geschätzt (Laidre und Regehr, 2017). Die Population des atlantischen Walrosses ist mit rund 20.000 Individuen deutlich kleiner. Die Tiere leben sowohl auf dem Meereis als auch auf dem Festland. Im Sommer verlassen die meisten von ihnen allerdings das Meereis, um auf festem Untergrund zu rasten (Laidre und Regehr, 2017).

Pagophilus groenlandicus

Keine andere Robbenpopulation in der nördlichen Hemisphäre ist so groß wie die der Sattelrobben. Fachleute schätzen, dass hier rund neun Millionen Tiere leben. Diese große Population verteilt sich auf drei Gebiete: erstens die Küsten von Labrador und Neufundland mit dem Sankt-Lorenz-Golf, zweitens das Gebiet von Ostgrönland nördlich der Insel Jan Mayen und drittens das Weiße Meer östlich von Murmansk. Die Sattelrobben sind eng an das Meereis gebunden. Auf dem Eis gebären die Weibchen die Jungtiere. Zudem verbringen die Sattelrobben hier die Zeit des Fellwechsels. Andererseits halten sich die Tiere durchaus auch für längere Zeit im freien Wasser auf. Sie leben auch in den subarktischen und wärmeren Gewässern nahe der Färöer-Inseln, der Barentssee und dem europäischen Nordmeer. Sattelrobben bevorzugen Flachgewässer über dem Kontinentalschelf, wo sie in Tiefen von weniger als ein paar Hundert Metern nach ihrer Nahrung tauchen (Laidre und Regehr, 2017).

Cystophora cristata

Die Lebensweise der Klappmützenrobben ähnelt derjenigen der Sattelrobben. Sie kommen ebenfalls im Nordatlantik vor. Auch sind sie auf stabile Meereisflächen für die Geburt der Jungtiere und für den Fellwechsel angewiesen. In eisfreien Monaten halten sie sich in subarktischen Gewässern auf. Sie können mitunter sogar an der europäischen Küste und der Ostküste der Vereinigten Staaten von Amerika vorkommen. Klappmützenrobben tauchen bis zu einer Tiefe von 1000 Metern. Fachleute unterscheiden zwei Subpopulation, eine im nordwestlichen Atlantik mit einer Populationsgröße von mehr als einer halben Million Tiere und eine zweite im nordöstlichen Atlantik mit rund 82.000 Tieren (Laidre und Regehr, 2017).

Phoca largha

Die Largha-Robbe kommt im Nordpazifik im Japanischen Meer, im Ochotskischen Meer, in der Beringsee sowie in der Tschuktschen- und Beaufortsee vor. Largha-Robben sind nicht ganz so stark wie andere Robbenarten an das Meereis gebunden und zeigen eine große Flexibilität, was ihre Nutzung des Meereises als Lebensraum angeht. Grundsätzlich bevorzugen sie die Meereiskante oder kleinere Eisschollen. Im Sommer folgen einige Tiere der Meereisfront bis an die Küsten der Tschuktschensee oder der westlichen Beaufortsee. Wenn das Meereis im Oktober zunimmt, wandern sie nach Süden. Im Winter und Frühling nutzen Largha-Robben einen großen Raum von bis zu 300 km nördlich der Eiskante in der östlichen Beringsee. Largha-Robben kommen zur Fortpflanzungszeit auf das Pack- und Treibeis und bringen dort, abhängig von der Region, von Februar bis Mai ihre Jungen zur Welt. Largha-Robben fressen sowohl pelagische als auch benthische Organismen wie Fische, Krabben, andere Krebstiere und Oktopusse. Über das Gesamtvorkommen der Largha-Robbe ist wenig bekannt, es wird auf rund 200.000 Individuen geschätzt (Laidre und Regehr, 2017).

Histriophoca fasciata

Die Bandrobben haben im Nordpazifik eine ähnliche Verbreitung wie die Largha-Robben. Sie kommen in dem Ochotskischem Meer, der Bering-, Tschuktschen- und der Beaufortsee vor. Auch nutzen sie den Bereich der Meereisfront von Winter bis Frühling, wenn sie ihre Jungen gebären und aufziehen. Im Sommer und Herbst leben sie vorwiegend im freien Wasser. Ihre Hauptnahrung sind Fische und wirbellose Tiere wie zum Beispiel Tintenfische. Man schätzt, dass es mehr als 200.000 Bandrobben gibt.

Blanchet, M.-A., M. Aquarone & U. Siebert (2014): Arktische Robben und Eisbären – Auswirkungen von Klimaerwärmung und Ressourcennutzung, In: Lozán, J.L., H.Grassl, D.Notz & D.Piepenburg (2014): WARNSIGNAL KLIMA: Die Polarregionen. Wissenschaftliche Auswertungen, Hamburg. 376 Seiten. ISBN: 978-39809668-63, pp. 183-191
Laidre K. & E. V. Regehr (2017): Arctic marine mammals and sea ice, In: D. N. Thomas (ed.), 3rd edition, Wiley-Blackwell, Chichester (UK) Hoboken (NJ), pp. 518-521

Die einzigen in der Antarktis lebenden Säugetiere sind Robben und Wale. Die meisten Robben der Antarktis zählen zu den Hundsrobben. Das Leben der Weddellrobbe (Leptonychotes weddellii), der Krabbenfresserrobbe (Lobodon carcinophaga), des Seeleoparden (Hydrurga leptonyx) und der Rossrobbe (Ommatophoca rossii) ist eng mit dem Meereis verbunden. Der südliche See-Elefant (Mirounga leonina) und die antarktische Pelzrobbe (auch antarktischer Seebär; Arctocephalus gazella) gebären ihre Jungen entlang der Küsten der antarktischen und subantarktischen Inseln und ziehen von dort jahreszeitabhängig bis in die von Meereis bedeckten Gebiete des Südpolarmeers zur Nahrungssuche. Alle diese Robbenarten unterscheiden sich deutlich voneinander.

Leptonychotes weddellii

Die Populationen der Weddellrobbe (Leptonychotes weddellii) konzentrieren sich auf das zirkumpolare, küstennahe Festeis der Antarktis. Die Tiere verteilen sich um natürliche Risse und Spalten und um Eislöcher herum, die sie auch im Winter mit Hilfe ihrer Zähne offenhalten. Sie können eine Länge von mehr als 3 Metern und ein Gewicht von 550 kg bei einem Lebensalter von um die zwanzig Jahre erreichen. Die Weibchen sind etwas größer als die Männchen. Eine Schätzung über die Anzahl der Weddellrobben beläuft sich auf etwa 800.000 bis 1.000.000 Tiere (Thomas und Terhune, 2009).

Die Weddellrobbenweibchen gebären ihre Jungen in den residualen Festeisgebieten, in Abhängigkeit von der geographischen Breite, in der Zeit von September bis November. Die Stillzeit beträgt 7 bis 8 Wochen, an deren Ende sich die Paarungszeit anschließt. In der Zeit von etwa Mitte Januar bis Anfang März wechseln sie ihr Haarkleid. Die Tiere sind relativ standorttreu und finden ihre Nahrung, hauptsächlich Fisch und Tintenfisch, zumeist im Umfeld von etwa 50 bis 100 Kilometern von den Festeisgebieten. Einzelne Individuen entfernen sich auch deutlich weiter und folgen im Winter der Ausdehnung des Packeises. Zur Fortpflanzungszeit im Südfrühsommer aggregieren sich die Weddellrobben in lockeren Gruppen von bis zu einigen Hundert Tieren im küstennahen Festeis entlang von Presseisrücken oder an offenen Stellen im Eis, die durch die Gezeiten entstehen und ihnen auf diese Weise Zugang zum Eis bzw. zum Wasser gewähren. Vornehmlich im Sommer ruhen die Robben nach ihren Tauchgängen für jeweils einige Stunden auf dem Eis. Gelegentlich findet man Einzeltiere auf großen Schollen, manchmal auch Kleingruppen und in seltenen Fällen größere Ansammlungen von bis zu 60 Tieren (Bester et al., 2017). Weddellrobben können sehr tief tauchen. Die Rekorde liegen bei Tauchgängen mit einer Dauer von um die 80 Minuten und 600 Metern Tiefe. In der Regel bewegen sie sich aber in Tiefen von 100 bis 300 Metern (Bester at al., 2017).

Lobodon carcinophaga

Der Krabbenfresser (Lobodon carcinophaga) ist rings um den antarktischen Kontinent zu finden. Die Robbenart ist vorwiegend mit dem Packeis assoziiert. Im Laufe des Jahres folgen die Tiere der Ausdehnung des Packeis. Im Südsommer hat dieses eine geringere Ausdehnung als im Winter, sodass die Robben zur Sommerzeit näher an den Küsten anzutreffen sind als im Winter (Bester et al., 2017).

Die Jungtiere werden je nach Region meist zwischen Oktober bis in den Dezember hinein geboren. Auf die Zeit der Geburt folgt im von Dezember bis in den frühen Januar die Paarungszeit. Der Fellwechsel findet zwischen Januar und Februar mitunter auch im März statt. Krabbenfresser sind eher Einzelgänger. Gelegentlich werden auf dem Eis aber auch Tiere in kleinen, und seltener auch größeren Gruppen von an die 30 Tieren beobachtet. Im Wasser schließen sich die Tiere teilweise in kleineren Gruppen zusammen. Es liegen jedoch auch Berichte über Beobachtungen von Gruppen mit bis zu 500 Tieren vor (Bester et al., 2017).

Krabbenfresser erreichen in der Regel eine Länge von rund 2,70 Metern und ein Gewicht von mehr als 200 Kilogramm. Extrem schwere Tiere können aber sogar bis zu 400 Kilogramm wiegen. Genauso wie bei den Weddellrobben werden die Weibchen der Krabbenfresser größer als die Männchen. Die Robben können maximal 40 Jahre alt werden. Im Durchschnitt erreichen sie ein Alter von 20 bis 25 Jahren (Bester et al., 2017).

Die Robben legen kurze Tauchgänge von etwa fünf Minuten zurück, in denen sie mittlere Tiefen zwischen 40 und 140 Metern erreichen. Forscherinnen und Forscher konnten aber auch schon extreme Tauchtiefen von mehr als 700 Metern nachweisen (Bester et al., 2017). Die Tauchtiefe hängt insbesondere von dem Vorkommen ihrer Beutetiere ab, die in der Wassersäule im Tagesverlauf auf- und absteigen. Dazu gehört vor allem der antarktische Krill, der den wesentlichen Teil ihrer Nahrung ausmacht und, wenn auch missdeutend (Krill ist eine Garnelenart) namensgebend für die Art gewesen ist. Krabbenfresser haben eine einzigartige Anpassung ihres Gebisses an ihre Ernährung. Mit ihren speziellen, läppchenartig ineinandergreifenden Backenzähnen können sie die Krustentiere aus dem Wasser filtern. Ähnlich den Barten von Walen sind die Zähne siebartig aufgefächert. Auf diese Weise wird das Wasser zwischen ihren Zähnen herausgedrückt und Krill auf der Innenseite einfangen. Man schätzt, dass im südlichen Polarmeer zwischen 7 und 15 Millionen Krabbenfresser leben (Bester et al., 2017). Damit ist der Krabbenfresser die häufigste Robbenart weltweit.

Hydrurga leptonyx

Wie die Weddellrobbe und der Krabbenfresser ist auch der Seeleopard (Hydrurga leptonyx) rings um den antarktischen Kontinent heimisch. Sein Lebensraum bewegt sich am Rande des Packeises. Einige Tiere folgen der Packeisgrenze nach Norden, wenn sich das Eis ausdehnt. Bei dieser Wanderung während des Winters machen sie zwischendurch Rast an den Küsten der subantarktischen Inseln. Je nach Standort bringen die Robbenweibchen zwischen Oktober und Mitte November auf dem Packeis ihre Jungen zur Welt. Darauf folgt von Dezember bis in den frühen Januar die Paarungszeit. Der Fellwechsel findet im Januar und Februar statt. In der Regel sind Seeleoparden Einzelgänger, kommen aber im Umkreis großer Pinguinkolonien gehäuft vor (Bester et al, 2017).

Seeleoparden können eine Länge von 4,5 Metern und ein Gewicht von bis zu 600 Kilogramm erreichen. Die Weibchen werden größer als die Männchen. Seeleoparden werden maximal 25 Jahre alt (Bester et al., 2017). Die Population der Seeleoparden wird auf 220.000 bis 440.000 Tiere geschätzt (Bester et al., 2017). Im Gegensatz zu den anderen antarktischen Robben tauchen Seeleoparden nur in den oberen Wasserschichten zwischen 10 und 50 Metern Tiefe. Nur gelegentlich erreichen sie die 200 Meter (Bester et al., 2017). Ein äußeres Merkmal der Seeleoparden sind die nach oben geöffneten Nasenöffnungen, während die anderer Hundsrobben nach vorne gerichtet sind. Man nimmt an, dass die Fähigkeit sich sowohl von großen als auch von sehr kleinen Beutetieren zu ernähren der speziellen Zahnmorphologie der Seeleoparden entspricht. Die Zähne des Seeleoparden sind alle sehr groß. Robuste Eckzähne und Schneidezähne greifen und reißen große Beute. Ihre Backenzähne sind in ähnlicher Weise wie die des Krabbenfressers geformt, so dass sie damit Krill aus dem Wasser filtern können, der dem Umfang nach etwa die Hälfte ihrer Nahrung ausmacht (Hocking et al., 2013; Bester et al., 2017).

Ommatophoca rossii

Die Rossrobbe (Ommatophoca rossii) ist eine weitere Art, die das Packeis der Antarktis bewohnt. Die größten Vorkommen dieser seltensten antarktischen Robbenart finden sich im Rossmeer, der König-Haakon-VII.-See und im westlichen Weddellmeer. Die Robben werden etwa 2 bis 2,5 Meter lang und erreichen ein Gewicht bis etwa 220 kg. Ihre Lebenserwartung liegt bei gut 20 Jahren (Bester et al., 2017).

Je nach Standort gebären die Rossrobben ihre Jungen zwischen Mitte Oktober und November. Die Paarung findet kurz danach im Dezember bis Januar statt. Der genaue Zeitpunkt hängt von den örtlichen Gegebenheiten ab. Der Fellwechsel der Robben findet zwischen Dezember und dem frühen Februar statt. Direkt im Anschluss ziehen die erwachsenen Tiere nach Norden und leben im offenen Wasser südlich der ozeanischen Polarfront bis sie im Oktober wieder nach Süden ins Packeis ziehen, um ihre Jungen zur Welt zu bringen (Bester et al., 2017).

Rossrobben machen über das Jahr hinweg bis zu 100 Tauchgänge pro Tag und tauchen dabei zwischen 100 und 300 Meter tief und etwa 5 bis 15 Minuten lang. Der tiefste dokumentierte Tauchgang liegt bei fast 800 Metern (Bester et al., 2017). Rossrobben haben relativ große Augen, die ihnen bei der Nahrungssuche in der Tiefe helfen. Sie haben kleine scharfe und kegelförmige Zähne, mit denen sie bevorzugt Tintenfische packen können. Die Rossrobben sind meistens Einzelgänger, finden sich aber auch zu Kleingruppen oder gelegentlich größeren Ansammlungen zusammen. Schätzungen zufolge besteht die Rossrobbenpopulation der Antarktis aus 130.000 bis 220.000 Tieren (Bester et al., 2017).

Mirounga leonina

Im Gegensatz zu den Packeisrobben gebären südliche See-Elefanten ebenso wie Pelzrobben ihre Jungen entlang der Uferzonen der subantarktischen Inseln und der eisfreien Strandgebiete der Antarktischen Halbinsel. Große Populationen existieren auf der Valdés-Halbinsel in Argentinien, in Südgeorgien, auf den Kerguelen, den Heard- und Macquarieinseln. Eine Reihe weiterer auf den Prinz-Edward-, Crozet-, Südlichen Shetland-, Südlichen Sandwich- und den Südlichen Orkneyinseln (Bester et al., 2017). Der Südliche See-Elefant ist damit zirkumpolar im Bereich der Antarktis verbreitet. Die Weibchen sind bis zu 2,8 m lang und können bis zu 900 kg wiegen. Die männlichen Tiere werden bis zu 5 m lang und können bis zu 5 Tonnen wiegen und erreichen ein Alter von um die zwanzig Jahre. Ihre Population wird auf circa 600.000 Tiere geschätzt (Bester et al., 2017). Der Nachwuchs kommt in der Zeit ab spätem September bis Anfang November zur Welt. Der Südliche See-Elefant lebt zur Fortpflanzungszeit und zum Haarwechsel in großen Kolonien. Er ist ein sehr guter Taucher und taucht in der Regel in einer Tiefe von 200 bis 600 Metern und mit einer durchschnittlichen Dauer von 20 bis 30 Minuten. Es sind aber auch Tauchgänge von über zweitausend Meter und zwei Stunden Dauer nachgewiesen. Wie alle Robben verbringt auch der südliche See-Elefant den überwiegenden Teil seines Lebens im Meer und unter Wasser auf der Suche nach Fischen und vor allem Tintenfischen. Seine Nahrungswanderungen führen ihn bis in die biologisch besonders produktiven Eisrandgebiete; sie können aber auch bis in die küstennahen hochantarktischen Meeresgebiete mit höchsten Eiskonzentrationen reichen. (Bester et al., 2017).

Arctocephalus gazella

Die Antarktische Pelzrobbe lebt nur auf den Inseln des Südozeans vornehmlich südlich der Antarktischen Polarfront. Auf drei Inselgruppen, den Prinz-Edward-Inseln, Crozetinseln und Macquarieinseln kommt sie zusammen mit der subantarktischen Pelzrobbe (Arctocephalus tropicalis) vor. Die größte Population existiert auf Südgeorgien; zahlreiche kleinere Bestandsvorkommen sind zudem von den Inseln Bouvet, Heard und McDonald, sowie den Kerguelen, Südlichen Shetland, Südlichen Sandwich und Südliche Orkney Inseln bekannt. Pelzrobben werden vereinzelt auf größeren Eisschollen und Pfannkucheneis-Schollen beobachtet (Bester et al., 2017). Die weibliche Pelzrobbe wird ca. 1,45 m lang und kann bis zu 50 kg wiegen, die männlichen Tiere werden bis zu 2 Meter lang und wiegen bis zu 230 kg. Während die weiblichen Tiere ein Alter von bis zu 23 Jahren erreichen, werden die männlichen Tiere nur bis zu 14 Jahre alt (Bester et al., 2017). Ihre Population im Südlichen Ozean wird auf 2 bis 3 Millionen Tiere geschätzt. Die Jungtiere werden von Ende November bis Ende Dezember in Kolonien geboren. Die Antarktische Pelzrobbe ist ein guter Taucher. Männliche Tiere tauchen im Durchschnitt bis zu 350 m und bis zu 9 Minuten, während die weiblichen Tiere circa 200 m tief tauchen und im Durchschnitt nur 4 Minuten lang. Längere Tauchgänge in den zu den Dämmerungsstunden dürften vermutlich den Vertikalbewegung ihrer Beutetiere folgen, die je nach Region und Jahreszeit aus unterschiedlichen Arten von Fischen, Tintenfischen und Krill besteht (Bester et al., 2017).

Bester M. N., H. Bornemann & T. McIntyre (2017): Antarctic marine mammals and sea ice. In: D. N. Thomas (ed.), Sea Ice, 3rd edition, Wiley-Blackwell, Chichester (UK) Hoboken (NJ), pp. 534-555
Hocking, D.P., A.R Evans, & E. M. G. Fitzgerald (2013): Leopard seals (Hydrurga leptonyx) use suction and filter feeding when hunting small prey underwater. Polar Biol 36, pp. 211–222 (2013). doi.org/10.1007/s00300-012-1253-9
Thomas, J. A & J. Terhune (2009): Weddell Seal: Leptonychotes weddellii. In: Perrin, W. F, B. Würsig & J.G.M. Thewissen (eds), Encyclopedia of Marine Mammals (Second Edition), Academic Press, 2009, pp. 1217-1220, ISBN 9780123735539, doi.org/10.1016/B978-0-12-373553-9.00278-9.