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Sea Ice Outlook Bericht für den Monat Juni 2016

Meereisvorhersage Meereismodelle Meereisminimum Arktis

Übersetzung und Zusammenfassung des Sea Ice Outlook (SIO) Bericht für den Monat Juni 2016.

Der erwartete Median im Rahmen des Sea Ice Outlooks (Meereisvorhersage) der arktischen Meereisfläche für den September 2016 ist 4,28 Millionen km2. 50 % der Werte liegen zwischen 4,10 und 4,63 Millionen km2 (Abbildung 1 – oberes und unteres Quartil). Die Beiträge basieren auf einer Reihe von Methoden: statistischen und dynamischen Modellen, heuristischen Methoden und zwei informellen Befragungen. Die diesjährige Spannweite ist kleiner als im vorherigen Jahr, die 3,3 bis 5,7 Millionen km2 betrug. Der erwartete Median des Juni Outlooks ist 700.000 km2 kleiner als im Vorjahr. Die diesjährige Vorhersage ist mit den beobachteten Werten von vorherigen Jahren zu vergleichen: 4,3 Millionen km2 für 2007, 3,6 Millionen km2 für 2012 und 4,63 Millionen km2 für 2015. Nur eine Vorhersage deutet auf ein Rekordtief hin. Alle anderen Vorhersagen erwarten kein neues Rekordtief im Jahr 2016.

Der Vergleich der 13 dynamischen Modelle zeigt eine deutlich niedrige Spannweite als im Vorjahr. Der erwartete Median liegt bei 4,58 Millionen km2 mit einem unteren bzw. oberen Quartil bei 4,10 bzw. 4,73 Millionen km2. Dieser Wert ist etwas größer als die auf statistischen Methoden beruhende Abschätzung, die einen Median von 4,28 Million km2 und ein unteres bzw. oberes Quartil von 4,11 und 4,58 Millionen km2 ergeben. Seit Beginn des Sea Ice Outlooks im Jahre 2008, hat es eine Verlagerung von quantitativen, heuristischen Methoden hin zu statistischen und dynamischen Modellen gegeben. Der Juni 2016 Bericht beinhaltet drei heuristische Beiträge, vierzehn Beiträge, die statistische Methoden verwenden, dreizehn Modellbeiträge, davon fünf dynamische Meereis-Ozean Modelle sowie acht Beiträge, die vollgekoppelte Klimamodelle benutzen. Vollgekoppelten Klimamodelle simulieren alle wichtigen Komponenten des Klimasystems – einschließlich des Meereises, der Ozeane, der Atmosphäre (und einige die Landoberfläche – sogenannte Erdsystemmodelle) – und erlauben diesen Komponenten sich gegenseitig zu beeinflussen, was ein vollständigere Darstellung der komplexen Meereisphysik ermöglicht. Allerdings haben diese Modelle den Nachteil, dass der von ihnen modellierte Zustand des Meereises i.A. eine stärkere Abweichung von den Beobachtung aufweist als von Wetterdaten angetriebene Meereis-Ozean Modelle (was nicht notwendigerweise heißt, dass die Vorhersage schlechter ist, weil die Meereis-Ozean Modelle nicht die aktuellen Wetterdaten benutzen können, da sie noch nicht existieren). Trennt man die vollgekoppelten dynamischen Modelle von den Meereis-Ozean-Modellen zeigen die vollgekoppelten Modelle eine etwas geringere Vorhersage (4,57 Mio km² versus 4,62 Mio km²) aber eine deutlich höhere Spannbreite (Abbildung 2). Dies kann wahrscheinlich auf die größere Unsicherheit durch die gekoppelte Atmosphäre und dadurch bedingt, durch einen größeren Abstand des simulierten Zustandes des Meereis-Ozean Systems von den Beobachtungen erklärt werden. Die mittlere Vorhersage der heuristischen Vorhersagen beträgt 4,0 Mio km² mit einer sehr geringen Spannbreite. Die beiden informellen Befragungen lieferten 2,9 Mio km² bzw. 5,3 Mio km2. Die Spannbreite aller Vorhersagen hat sich im Vergleich zum Vorjahr etwas verringert. Beide Extrema der Vorhersage stammen aus vollgekoppelten Modellen. Die Meereis-Ozean-Modelle zeigen eine geringere Spannbreite als die vollgekoppelten Modelle.

Kontext der aktuellen Meereisvorhersagen Juni 2016

Der arktische Winter 2016 brachte einige Rekorde: extrem warme Monate Dezember, Januar und Februar (die wärmsten seit 1880) und (wahrscheinlich dadurch bedingt) sehr geringe mittlere monatliche Meereisausdehnungen im Januar, Februar und März beobachtet (mehr Informationen hierzu hier). Overland und Wang (2016)  erklären dies, zumindest zum Teil, mit einem großen arktischen Tiefdruckgebiet Ende 2015, das warme und feuchte Luft in die Arktis transportierte, besonders über die Kara- und Barentssee. Bedingungen über dem Gefrierpunkt wurden im Dezember auch über dem Nordpol beobachtet (siehe mehr Informationen hierzu hier).

Im Januar und Februar trugen vom Süden kommende Winde über Alaska zu einem zweiten arktischen Temperaturmaximum bei (siehe auch mehr Informationen in Overland and Wang 2016 ). Basierend auf verschiedenen Wetterdaten ((Re)analyseprodukte), war die Arktis (gemittelt über 66°-90°N) sowohl im Januar als auch Februar mehr als 3 bis 6 Grad wärmer als in den letzten Jahren. Flugzeugmessungen der Meereisdicke über dem kanadischen Archipel und der südlichen Beaufortsee zeigten, dass die Dicke des mehrjährigen Eises ähnlich zu dem im Jahr 2015 war. Das  einjährige Eis war jedoch deutlich dünner (< 2 m), was wahrscheinlich ein Ergebnis des ungewöhnlich warmen Winters und des deshalb eingeschränkten Wachstums des einjährigen Eises ist (siehe Abbildung 4). Diese Beobachtungen der Meereisdicke sowie Satellitenbilder deuten auf eine fragmentierte Eisbedeckung in der Beaufortsee hin. Dies ist auch in den CryoSat-2 Eisdicken des AWI zu erkennen. Dadurch ist diese Region dieses Jahr sehr anfällig für ein vollständiges Schmelzen während des Sommers. Auch zeigte dieses Gebiet eine frühe Entwicklung offener Wasserflächen, die zum Mai-Rekordminimum beitrugen. Auch in Barrow (Alaska) deuten verschiedene Beobachtungen auf Gebiete mit dünnem Eis hin. In diesem Jahr überstieg die Dicke des Festeises (Meereis, dass an Land „festhängt“ sich also nicht bewegt) in der Nähe von Barrow nie einen Meter – wahrscheinlich ein Ergebnis des reduzierten Wachstums im Winter und des frühen Einsetzen der Schmelzsaison.

Als ein Ergebnis der außergewöhnlichen Eisbedingungen des Winters wahrscheinlich kombiniert mit überdurchschnittlichen Lufttemperaturen erreichte das Meereis im Mai ein Rekordminimum seit Satellitenmessungen 1979. Dies führte in der euroasiatischen Seite zu unterdurchschnittlichen Eisausdehnungen in der Kara-, Barents- und Östgrönlandsee und der Tschuktschensee und einem frühen Aufbrechen des Packeises in der südlichen Beaufortsee auf der pazifischen Seite. Auch wenn die Schmelzsaison dieses Jahr mit deutlich geringerer Meereisausdehnung als 2012 startete, verlangsamen momentan kältere Bedingungen im Juni, verbunden mit niedrigerem Druck auf Meeresspiegel den Eisverlust weshalb die Meereiseisausdehnung fast deckungsgleich zu der im Jahr 2012 beobachteten ist (siehe Abbildung 5 und 6). 

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