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Meereis in der Arktis weiterhin auf sehr niedrigem Kurs

Arktis

„Das herbstliche Wiederanwachsen der Meereisbedeckung ging in diesem Herbst sehr langsam voran, sodass wir uns weiterhin auf einem sehr niedrigen Niveau bewegen.“, führt Professor Christian Haas, Leiter der Sektion Meereisphysik am AWI aus.

Die Meereisbedeckung in der Arktis lag auch im Oktober weiterhin unter der zweifachen Standardabweichung des langjährigen Mittelwerts (Abb. 1). Das Eis erstreckte sich im September 2018 durchschnittlich über eine Fläche von 4,43 Millionen Quadratkilometer (siehe Abbildung 2 links). Dieser Wert liegt ungefähr bei dem im Jahr 2007 erreichten Wert von 4,46 Millionen Quadratkilometer und liegt circa 0,94 Millionen Quadratkilometer über dem bisher niedrigsten Wert im Jahr 2012 (siehe Abbildung 3). Am 14.09.18 sowie auch am 21.09.18 erreichte die meereisbedeckte Fläche ihr absolutes Minimum mit einer Ausdehnung von 4,29 Millionen Quadratkilometer. Im Oktober erstreckte sich das Eis über eine Fläche von durchschnittlich 5,88 Millionen Quadratkilometern und erreichte einen ähnlich niedrigen Wert wie 2012, den bisher niedrigsten Wert seit Beginn der Satellitenaufzeichnungen für den Monat Oktober (siehe Abbildung 2 rechts).

In der ersten Monatshälfte des Septembers schmolzen große Mengen an Meereis. Große Verluste wurden in der Ostsibirischen See, sowie in der nördlichen Laptew- und Tschuktschensee beobachtet (siehe Abbildung 4). Eine detaillierte Beschreibung der Ursachen finden sich im Beitrag vom 13. September.

„Das herbstliche Wiederanwachsen der Meereisbedeckung ging in diesem Herbst sehr langsam voran, sodass wir uns weiterhin auf einem sehr niedrigen Niveau bewegen. Eine Ursache hierfür könnte in den weiterhin warmen Lufttemperaturen der letzten Wochen liegen und der noch vorhandenen Wärme, die im Meer gespeichert ist“, führt Professor Christian Haas, Leiter der Sektion Meereisphysik am AWI aus. Weiterhin ergänzt er: „Das Eis wird jedoch weiterwachsen und dünnes Eis wächst schnell, so dass die momentane Situation wahrscheinlich wenig Auswirkungen auf den Rest des Winters haben wird“.

Aktuelle Lufttemperaturdaten von Bojen aus der zentralen Arktis

Derzeit senden sechzehn unserer Schneebojen stündlich Messungen der Lufttemperatur in die internationalen Wettervorhersagesyteme (via Global Telecommunication System , GTS), und die Messungen werden auf meereisportal.de  zur Verfügung gestellt. Die Bojen wurden vom AWI während drei Eisbrecherreisen auf Eisschollen installiert. Acht Bojen wurden im Rahmen von NABOS (Nansen and Amundsen Basins Observational System) in der nördlichen Laptewsee, sechs vom schwedischen Forschungsschiff ODEN nahe des Nordpols und zwei vom südkoreanischen Eisbrecher ARAON in der Beaufortsee ausgebracht (siehe Abbildung 5). Die Lufttemperaturdaten (siehe Abbildung 6) zeigen eine besonders warme Arktis, auch im Vergleich der letzten Jahre. Die Lufttemperaturen lagen über den gesamten Oktober im obersten Bereich der letzten 17 Jahre. Insbesondere in der nördlichen Laptewsee war es sehr warm, aber auch in der Nähe des Nordpols ist die Lufttemperatur erst in der letzten Oktoberwoche deutlich gesunken, wesentlich später als in den Vorjahren. In der Beaufortsee werden auch zum Ende des Monats noch extrem hohe Temperaturen gemessen.

„Es ist eine Besonderheit, dass wir in diesem Herbst eine solch gute Datenbasis für die Messung von Lufttemperatur (und Schneedicken) haben, da wir mit den sechzehn Bojen ein bisher nicht dagewesenes Netzwerk an autonomen Stationen ausbringen konnten. Weitere Bojen, die andere Parameter von Atmosphäre, Meereis und Ozean messen, sind auch Teil des Netzwerks. Das alles verdanken wir einer hervorragenden und sehr intensiven internationalen Zusammenarbeit, denn anders hätten wir diese große Anzahl an Bojensystemen nicht ausbringen können.“ erklärt Marcel Nicolaus, Meereisphysiker am Alfred-Wegener-Institut.

Die Lufttemperaturen in der Troposphäre (925 hPa Level; circa 765 m über der Meeresoberfläche) über dem zentralen arktischen Ozean waren im Oktober bis zu 7 Grad höher als im langjährigen Mittel, während sie in Grönland unter dem langjährigen Durchschnitt lagen (siehe Abbildung 7). Dies verzögerte das Eiswachstum in diesen Gebieten.

Dicke des Eises

Einjähriges Eis kann während der Wintermonate bis zu Dicken von 1,5 bis 2 Metern wachsen. Übersteht es den Sommer, so kann es im nächsten Winter durch das Zusammenschieben und Auftürmen des Eises bis zu 3 Meter dick werden. Mehrjähriges Eis hat größere Chancen den folgenden Sommer zu überdauern. In den Frühlings- und Sommermonaten wurde mehrjähriges Eis von Nordwesten in die Beaufortsee als Teil der Eisdrift des Beaufortwirbels getrieben, der sich von oben gesehen im Uhrzeigersinn vor den Nordküsten Kanadas und Alaskas in der Region der Beaufortsee dreht. Im Gegensatz dazu bestand die Eiszunge in der Ostsibirischen See vorwiegend aus einjährigem Eis (Abbildung 8a). Es lässt sich festhalten, dass die Menge an spätsommerlichem, mehrjährigem Eis seit den 1980er und 1990er Jahren beträchtlich zurückgegangen ist (Quelle: NSIDC).

Heutzutage wird der Arktische Ozean nur noch von maximal 2 Millionen Quadratkilometern mehrjährigen Eises bedeckt. Das älteste Eis, das mindestens vier Schmelzperioden überdauert hat, bedeckt eine Fläche von fast 1,5 Millionen Quadratkilometer (579.000 Quadratkilometer) (siehe Abbildung 8b). Während des Meereisminimums im September 2018 gab es laut NSIDC lediglich 0,094 Millionen Quadratkilometer alten Eises in der Arktis (Quelle: NSIDC).

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Kartendarstellung der verwendeten Bojen in den drei Regionen. Im Hintergrund ist die Meereiskonzentration vom 15. Oktober 2018 dargestellt