Das antarktische Meereis erreicht sein diesjähriges Wintermaximum
Gründe für die geringen Meereiskonzentrationen werden in einer ungewöhnlich starken Periode meridionaler Winde (längengradparallele Winde also Nord- und Südwinde) gesehen, die im Einklang mit einer sehr ausgeprägten negativen Phase des Southern Annular Mode (SAM) im Sommer 2016 stehen. Mittlerweile ist der SAM aber wieder positiv, was im Einklang mit einer Erholung der Eisausdehnung stehen könnte.
Die räumliche Variabilität im September 2017 zeigt eine unterdurchschnittliche Meereisausdehnung im Sektor des Indischen Ozeans (20°O - 90°O), im nördlichen Rossmeer und im nördlichen Weddellmeer; eine leicht überdurchschnittliche Ausdehnung wird dagegen in der nördlichen Amundsensee verzeichnet (siehe Abbildung 3).
Die Weddell-Polynja
Ab dem 2. September entwickelte sich nördlich von Dronning Maud Land im östlichen Bereich des Weddellmeeres (in der Nähe von 64°S, 5°E) eine Öffnung im Packeis, eine sogenannte Polynja, welche bis Mitte September auf eine Größe von etwa 12.000 km2 anwuchs (siehe Abbildung 4). Diese Polynja wurde mit Unterbrechungen immer wieder schon seit den ersten Satellitenbeobachtungen von 1970 beobachtet. In den Jahren 1974, 1975 und 1976 war die Polynja mit einer durchschnittlichen Ausdehnung von 250.000 km2 noch deutlich größer. Seitdem erschien sie nicht mehr, bis sie im letzten Jahr, 2016, erneut in signifikantem Ausmaß auftrat, allerdings mit einer geringeren Ausdehnung als in den 1970ern. In 2017 zeigt sie sich jetzt zum zweiten Mal in Folge, was auf eine längerfristige Änderung des gekoppelten Ozean-Meereis-Atmosphäre-Systems in dieser Region hindeuten könnte. Die Polynja bildet sich, wenn Ozeanströmungen tiefes, warmes Meereswasser aus der Tiefe an die Oberfläche heben, wo es das Schmelzen des Meereises fördert. Ein ozeanisches Plateau (die Maud Erhebung, Englisch: Maude Rise) ist hier für die vertikale Bewegung des Wassers verantwortlich. Atmosphärische Zirkulationsmuster (wie der Southern Annular Mode oder SAM) werden als Einflussfaktoren betrachtet, die das Tiefenwasser gegen die Maud-Erhebung drücken und zu einem Auftreiben der Wassermassen führen. Weitere Informationen zu Polynien finden Sie hier.

Abbildung 4: Die Die Weddell-Polynja war sehr gut in einem MODIS Bild vom 25. September 2017 zu erkennen. Sie zeigt momentan eine Fläche von ungefähr 40,000 km² an offenen Wasser in der Mitte des winterlichen, antarktischen Meereises. Dies bedingt einen beachtlichen Wärmeverlust des Ozeans. Quelle: Heruntergeladen von NASA Worldview: worldview.earthdata.nasa.gov
Prof. Dr. Christian Haas (Alfred-Wegener- Institut)
Dr. Gunnar Spreen (Universität Bremen, IUP) Weitere Informationen auch hier in einem Artikelt der Deutschen Welle.
Weiterführende Literatur:
Gordon, A. L., Visbeck, M. and Comiso, J.C. 2007. A possible link between the Weddell Polynya and the Southern Annular Mode. Journal of Climate, 20(11), 2558-2571. doi:10.1175/JCLI4046.1 Holland, D. M. 2001. Explaining the Weddell Polynya-a large ocean eddy shed at Maud Rise. Science, 292(5522), 1697-1700. doi:10.1126/science.1059322. Timmermann, R. , Lemke, P. and Kottmeier, C. (1999). Formation and maintenance of a polynya in the Weddell Sea, Journal of Physical Oceanography, 29 (6), pp. 1251-1264.