Weiterhin sehr warme Bedingungen in der Arktis!

Abbildung 1. Tägliche Meereisausdehnung vom 1. Oktober bis zum 30. November 2016 (rot) in der Arktis. Die Meereisausdehnung ist die Fläche der Gebiete mit einer Eiskonzentration über 15 %. Zum Vergleich sind die Ausdehnungen von Vergleichsjahren unterschiedlich farblich dargestellt und das Langzeitmittel von 1981-2010 (grau) mit dem Bereich von zwei Standardabweichungen ist als hellgrauer Schlauch hervorgehoben.
Im Jahr 2016 begann die Schmelzperiode des arktischen Meereises ungewöhnlich früh. Dadurch kann theoretisch über einen längeren Zeitraum Wärme aus der Atmosphäre und durch solare Einstrahlung in die Randmeere des arktisches Ozeans eingetragen werden, die zu Beginn des Winters wieder an die Atmosphäre abgegeben wird. Dies kann zu einer Verlängerung der eisfreien Periode führen. Vorhandene Daten reichen jedoch nicht aus, um diese Prozesse zu quantifizieren. Die warmen atmosphärischen Bedingungen des Oktobers haben sich im November fortgesetzt. Die Temperaturen lagen im 925 hPa Druckniveau weit über dem langjährigen Mittel von 1981-2010 über dem zentralen Arktischen Ozean. Nahe dem Nordpol traten lokal Werte von bis zu 10 Grad Celsius über dem langjährigen Mittel auf. Dies steht im starken Gegensatz zum nördlichen Eurasien, wo die Temperaturen im November zwischen 4 und 8 Grad Celsius unter dem langjährigen Mittel lagen (siehe Abbildung 4 links). Auch an der Messstation Ny-Ålesund auf Spitzbergen wurden bis Ende November Temperaturen weit über dem langfristigen Mittelwert gemessen (siehe Abbildung 5). Diese lokal auf Spitzbergen beobachtete Erwärmung der Arktis ist 2016 besonders ausgeprägt und räumlich über die gesamte Arktis ausgedehnt, wie eine Betrachtung aller Oktobermittelwerte der SST seit 1981 zeigt(siehe Abbildung 6). Es muss hierbei angemerkt werden, dass die SST auf Satellitendaten beruht und nicht auf direkten Messungen wie auf Spitzbergen.

Abbildung 4: Temperaturanomalie in °C auf 925 hPa (links) und Druck auf Meeresspiegelniveau in mb (rechts) für November 2016 im Vergleich zum Langzeitmittel 1981-2010 in der Arktis (Quelle: www.esrl.noaa.gov/psd/products). Der Pfeil rechts zeigt die Hauptströmungsrichtung zwischen den Druckgebieten.

Abbildung 5: Temperaturzeitreihe der Tagesmitteltemperatur vom 1. Januar bis 30. November 2016 an der Messstation AWIPEV (Spitzbergen) in rot. Zum Vergleich sind die Messwerte des langjährigen Mittels (1994-2015) in schwarz, sowie der Jahre 2012( grün) und 2007 (blau) mit den bisher geringsten sommerlichen Meereisausdehnungen dargestellt. (Zu beachten: 2012 sind die Daten für die Temperaturwerte vom 13.05. bis 31.05 die Werte aus 10 m Höhe verwendet, da die Messungen der 2 m Temperatur in diesem Zeitraum ausgefallen ist)
Dr. Stefan Hendricks; Dr. Monica Ionita-Scholz; Dr. Ralf Jaiser; Dr. Frank Kauker; Dr. Thomas Krumpen; Dr. Marcel Nicolaus